Dunkel bis postmodernIn seinem Roman „Die dunkle Seite des Mondes“ spielt Martin Suter mit Drogendiskursen und psychologischem Wissen HängenbleibenDabei kommt ihm zu Gute, dass er über ein Thema schreibt, zu dem die Wenigsten bisher eigene Erfahrung sammeln konnten. Zu groß die Angst, wie Blank, „hängenzubleiben“, eine psychotische Störung davon zu tragen, und das zu Recht. Das Pilzritual erträgt Urs Blank zudem nicht freiwillig, sondern um seiner Freundin einen Gefallen zu tun; gute Vorraussetzungen für ein negativ verlaufendes Drogenerlebnis. JunkieSo weit zu den Fakten. Bleibt die Frage, wie viel Absicht hinter diesem Unternehmen steckt. Denn Suter ignoriert nicht nur psychologische Erkenntnisse, er stellt auch den Drogendiskurs auf den Kopf. ManipulationNatürlich kann man „Die dunkle Seite des Mondes“ auch als postmodernes Buch lesen, in dem Diskurse der Lächerlichkeit preisgegeben werden und Wissen nur dazu dient, die Spannung zu stützen. Von dieser Seite aus betrachtet ist es ein geniales Buch, verknüpft es doch Gerüchte zu den Themen Drogen und Psychologie zu einer Geschichte, die unter dem Mantel der Seriosität eines hoch gelobten Autors Behauptungen aufstellt und glaubhaft macht, die beim genaueren Blick in sich zusammenfallen müssen, für den Zeitraum des Lesens aber sinnvoll sind. Suter spielt dieses Spiel der Manipulation in seinem Roman auf einem hohen Level. Welchen Schaden er anrichtet, wenn er wissenschaftliche Erkenntnisse mit Gerüchten und Fantasie einkocht und drucken lässt, steht auf einem anderen Blatt. Dass halluzinogene Drogen den einen oder anderen Konsumenten zum Pflegefall machen können, ist bekannt. Jemand aus einem psychedelischen Trip als Monster erwachen zu lassen – diesen Schritt erlauben wir Suter nur dann, wenn wir uns bewusst sind, dass Literatur manchmal vor allem eines will: unterhalten. Martin Suter: Die dunkle Seite des Mondes. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 315 Seiten, Paperback. 9,90 Euro. Copyright © Jan Berning – Apr 15, 2008 |
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