Seite 1 2 Speed trifft LSDDie „Matrix“-Macher können auch anders: Rasantes Popcornkino statt langwieriger Science-Fiction-Visionen. Ein kurzer Trip mit Affe Die Wachowski-Brüder nehmen Drogen, so viel steht fest. Bereits 1999, als sich abzeichnete, dass „Matrix“ verdientermaßen zum Blockbuster werden würde, hieß es, das Regisseurspaar hätte alles auf Koks gedreht. „Matrix reloaded“ (2003) und „Matrix Revolutions“ (2003) waren derart uninspiriert, dass man vermutete, die öffentlichkeitsscheuen Künstler wären dem Alkohol verfallen. Die Comic-Adaption „V for Vendetta“ (2006) geriet leider düster in Setting und Qualität; eine fortgeschrittene Heroinabhängigkeit schien den Machern deutlich anzumerken. Nun legen sie mit Speed Racer einen klassischen LSD-Trip vor: Laut, bunt, brillant. Rennfahrer, Konzernbosse und Inspector DetectorHauptfigur Speed Racer (Emile Hirsch) ist absolut clean: In einer ziemlich grellen Zukunft möchte er schließlich einmal der beste Rennfahrer von allen werden. Die futuristischen High-Tech-Rennen verlangen den Piloten alles ab. Speeds großer Bruder Rex Racer (Scott Porter) starb sogar bei einem riskanten Manöver. Speed hat Talent und eine große Karriere vor sich. Dennoch schlägt er das Angebot eines professionellen Rennstalls aus: Er möchte sein Fahrzeug weiterhin von Papa Racer (John Goodman) gewartet wissen. Der düpierte Konzernboss entpuppt sich daraufhin als machtgeiler Betrüger, der den Rennsport kontrollieren will. Zusammen mit Inspector Detector und dem geheimnisvollen Racer X versucht Speed, ihn zu stoppen. Story und Dialoge sind etwa so ernstzunehmen wie die Namen der Protagonisten. Entsprechend hastig schummeln sich die Wachowskis durchs Drehbuch: Die Motivationen der einzelnen Figuren werden meist gleichzeitig mit den Handlungen erzählt, die daraus folgen. Das funktioniert gar nicht mal schlecht, ist aber Nebensache. Den größten Raum nehmen die einzelnen Rennen ein – dagegen wirkt ein Nachmittag auf MTV wie eine Bleistiftzeichnung. Überdrehte Neonfarben ziehen sich in Schlieren über die Leinwand, die Strecken sind mit surrealistischen Farbmustern überzogen, die chromglänzenden Boliden reflektieren Regenbögen. Dazu ertönt Big-Band-Sound. Überhaupt kombiniert „Speed Racer“ gern klassische Elemente mit seiner futuristischen Optik. Ganoven schiessen mit Gewehren der „Pate“-Filmreihe um sich; einige Personen tragen pomadelastige „Grease“-Frisuren; natürlich kommen irgendwann auch noch Ninjas vor und das vorletzte Rennen endet am Brandenburger Tor in Berlin. Seite 1 2 Copyright © Tilman Strasser – Aug 15, 2008 |
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