Seite 1 2 Speed trifft LSDDie „Matrix“-Macher können auch anders: Rasantes Popcornkino statt langwieriger Science-Fiction-Visionen. Ein kurzer Trip mit Affe Gigantische FarbenpartyAll das bekommt man jedoch kaum mit: In irrsinnigem Tempo rast der Film durch Zitatreihen, Zeitebenen und die eigene Geschichte. Symptomatisch dafür sind die Rennszenen: Die Kamera folgt den (animierten) Boliden aus nächster Nähe und verzichtet auf Orientierung zugunsten atemberaubender Rasanz. Tatsächlich presst sich der Zuschauer vor imaginären Fliehkräften in den Kinosessel. Was genau auf der Leinwand passiert, lässt sich nur aus den Kommentaren der Fahrer eruieren. Viel spannender aber ist das Erlebnis: Ein Rausch aus übersteuerter Ravephantasie, eine gigantische Farbenparty. Ein Trip eben. Die Adaption einer Anime-Serie aus den 70ern macht das Übertreiben zum Prinzip – und scheitert damit fast nie. Lediglich der Affe, der von Zeit zu Zeit durchs Bild hüpft, wirkt gewollt komisch. Doch meist versöhnt bereits die nächste Einstellung, in der ein Rendezvous vor dutzenden überwuchernder Rosenbüsche stattfindet, ein Kampf als Manga-Sequenz erzählt wird oder eine Rennstrecke unmotiviert zu einer Diskokugel morpht. Die Wachowski-Brüder haben endlich die richtigen Drogen gefunden und antworten mit „Speed Racer“ gutgelaunt auf die anhaltende Kritik an ihren Weltuntergangs-Epen. Tipp: Für den richtigen Kick vorher Kubricks „Odyssee 2001“ ansehen. Dann entfaltet Speed Racer eine besonders mitreißende Wirkung – und erhöht dramatisch das Risiko eines Herzinfarkts. Speed Racer. USA 2008. Regie Andy und Larry Wachowski. 135 min. FSK 12. Seite 1 2 Copyright © Tilman Strasser – Aug 15, 2008 |
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