Johannes Schneider

„Das ist Rauchen!“

Zweite Kolumne, die eine Reise durch die Heterotopien Amerikas unternimmt und illustriert, wie und wo man sich auch dort noch in mäßigen Grenzen zugrunde richten kann


„Ich kann auch gehen“, sagt Reisebegleiter II: „Wenn du hier nur einen Doofen als Abschussrampe für sperrige Theorie brauchst ...“ „... und einen anderen als neokonservativen Säufer“, ergänzt Reisebegleiter I, „dann hättest du diesen Text nicht autobiographisch basieren müssen“, sagen beide im Chor.

Nichts, aber auch gar nichts haben sie verstanden, denke ich da, nichts von meinem Wohlwollen für unsere heterogene Homosozietät, nichts von dichterischer Freiheit und nichts von der finalen Begeisterung, als wir in genau dieser Konstellation endlich in Las Vegas ankamen. Reisebegleiter II sprach - so ergriffen wie unlogisch - von einer „unendlichen Heterotopie“, während Reisebegleiter I zwischen den Wasserfontänen des Bellagio und dem kleinen Eifelturm des Paris auf die Melodie von „Von den blauen Bergen kommen wir“ ein Lied für Simone de Beauvoir sang:

Und ich richte mich zugrunde nur für dich
Und ich richte mich zugrunde nur für dich
in den mir gesetzten Grenzen
kann auch ich als Lude glänzen,
ja, ich richte mich zugrunde nur für dich.

„Achso“, sagen jetzt Reisebegleiter I und II mäßig besänftigt und rauchen, sichtbar ohne dabei über ihr Rauchen nachzudenken. „Das ist Rauchen!“ denke ich.

PS: Vom 12. bis zum 17.03.2008 unternahmen drei Freunde eine Reise nach Las Vegas. Sie war ganz anders.

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Copyright © Johannes Schneider – May 15, 2008