Matthias Muenster schrieb uns am 06.06.2008
Thema: Peter Mohr: Realität löscht die Fiktion aus
"Der terroristische Anschlag kostete 2801 Menschen das Leben, und weltweit sahen Millionen von Zuschauern live zu, wie der Nordturm der Twin Towers einstürzte. Die Katastrophe wurde zu einem gigantischen Medienspektakel. Sensationslust und Katastrophentourismus - auch das ist ein Teil des Zynismus des 21. Jahrhunderts, und den hat der Meisterzyniker Frédéric Beigbeder demaskiert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."
Ich glaube dass der "Meisterzyniker" sich bei diesem Buch sehr angenehm zurückgehalten hat. "39.90" war schrill, laut und zuweilen bewusst unreflektiert. "Windows on the world" versucht das Unbegreifliche zumindest fühlbar zu machen. Und gerade der Kunstgriff der Trennung von erkennbarem Autor und der Romanfigur
Carthew Yorston gibt dem Buch das Gerüst. Der Versuch, sich auf dieser Ebene dem eigentlich Unaussprechlichen - weil für uns Unerlebbaren - zu nähern, verdient Respekt.
Ansonsten bleibt dem Zitat von Tom Wolfe, dass diesen Roman begleitet nichts hinzuzufügen:
"Ich glaube, dass ein Schriftsteller, der keine realistischen Romane schreibt, von den Herausforderungen der Zeit, in der wir leben, nichts versteht."
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