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Kreativ zu sein ist die Essenz meines WesensInterview mit Aino Laos, geführt von Alisha Bionda am 25. Okt. 2010.Alisha Bionda führte den ersten Teil eines umfangreichen Interviews mit AINO LAOS, Sängerin und Autorin, über ihre Person, ihren musikalischen Werdegang und musischen Projekte. A.B.: Liebe Aino, zuerst möchte ich Dir einige persönliche Fragen stellen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? A.L.: Mein Ex-Ehemann hat mich mal als kompliziert bezeichnet. Das hat den Nachgeschmack von schwierig, stur und egoistisch. Einfach bin ich sicher nicht, aber wer will eigentlich langweilig, gefällig und schwach sein? So komme ich damit zurecht, und stemme mich dagegen Everybodys Darling zu sein: bisher ohne Erfolg. Ich kann mich am besten mit einer Glühbirne vergleichen - eine Kerze wäre natürlich poetischer Flamme bin ich sicherlich, aber dieses Thema ist schon längst ausgelutscht. Manchmal bin ich wie eine schlichte Sparbirne: es dauert bis ich warm werde, aber dann bin ich zuverlässig, vernünftig und strahle ein warmes, gradliniges Licht aus. Andermal, bin ich wie ein Super Trooper: bin plötzlich da grell und gnadenlos; unmöglich zu ignorieren: ich ersuche und erhelle jeder dunkle Ecke. Ich liebe die Natur: ich liebe es klein und unbeholfen zu sein im Vergleich zu den gewaltigen Bergen; atemberaubenden Stürmen und endlosen Ozeanen. Quantum Mechanik macht mich wahnsinnig; Kosmologie fasziniert mich; Archäologie begeistert mich. Ich erforsche alles Paranormale und Übersinnliche und versuche zu entscheiden, ob so etwas tatsächlich existiert. Meine Neugierde kennt keine Grenzen. Ich ziehe Menschen in Not an wie ein Magnet. Egal wo ich bin. Es war immer so. Sie glauben, dass ich einige Antworten auf deren Misere habe, und ihnen einen Lösungsweg aufzeigen kann. Sie glauben, ich hätte alles im Griff - ich wäre ausgeglichen und balanciert. Einfühlsam bin ich, das gebe ich gerne zu. Kreativ zu sein ist die Essenz meines Wesens. Ohne meine Phantasie zu benutzen, wäre ich sicherlich schon längst tot. Ich genieße es sehr, meinen Geist freilaufen zu lassen ohne Hemmungen, ohne Regeln für mich ist Applaus oder Bestätigung nicht so wichtig der ändert nichts an der Tatsache, dass der Entstehungsprozess entscheidend ist. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? A.L.: Ich bin eine treue Seele, wenn man mich lässt. Ich gebe in all meine Tätigkeiten sehr viel Liebe und Energie und bin wie ein Bullterrier, wenn ich mich festgebissen habe. Das ist meine Art: Wenn schon, denn schon halbe Sachen kann ich nicht ausstehen. Ich kämpfe gerne gegen kleine, alltägliche Ungerechtigkeiten bereue nur, dass ich politisch unfähig bin. Ich wäre aber bestens geeignet als überemotional engagierte Führerin für einen guten Zweck: gezielt, überzeugend und felsenfest in meinem Glauben; hier stimmen die Adjektive schwierig, stur und egoistisch. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? A.L.: Bis das Gegenteil bewiesen ist: Alles!. Ich finde aber das Wort mögen passiv und nichtssagend. Ich bevorzuge überspitzte Ausdrücke wie Liebe und Hass mögen ist für kleine Mädchen, wie das Wort nett. Ich versuche keine Vorurteile zu haben - das ist schwer - aber ich zwinge mich dazu. Ich will fair und offen sein, will Sachen erproben und erforschen ich gebe Allem und Jedem zumindest eine Chance, egal wie ungewöhnlich die jeweilige Situation ist, aber wenn ich mich gegen etwas entscheide wenn ich etwas nicht mag dann bin ich rigoros. Ich bin sehr erfreut wenn Menschen mich begeistern ich blühe auf in der Anwesenheit mutiger, intelligenter, liebevoller und gebildeter Leute, egal wie alt sie sind. Menschen, Situationen, Ereignisse und Gegenstände, die inspirieren und positiv besetzt sind, liebe ich. Alles was gewalttätig, brutal, ungerecht und unfair ist, hasse ich. A.B.: Welche Hobbies hast Du?s A.L.: Meine Hobbies bleiben zur Zeit ein wenig auf der Strecke. Hobbies bedeuten mir reine Ich-Zeit. Sie pflegen die Seele, geben Kraft, verleiten zum Nachdenken und Reflektieren - sie sind für mich Aufgaben und Tätigkeiten ohne dringende Ziele - Tauchen, Bernsteinsammeln, Laufen, Malen, Römische Ausgrabungen besichtigen, Ausstellungsbesuche jeglicher Art. A.B.: Wolltest Du immer schon Musikerin werden? A.L.: Berufsmusikerin war niemals eine ernsthafte Überlegung gewesen. Musik machen wurde zwar in meiner Schule sehr gefördert und unterstützt, aber mehr als eine Erweiterung unserer Gesamtbildung und unseres Selbstbewusstseins war es nicht. Ich musste damals wirklich betteln, bis ich eine Schulgeige bekommen durfte. Singen, konnte ich schon als kleines Kind, aber die Lehrer haben meine musikalischen Fähigkeiten völlig unterschätzt. Ich fand es schwierig die mathematische Betrachtung der Musik zu verstehen: Noten lesen, Tonleiter erkennen, Takte zählen etc. Ich habe immer aus dem Bauch raus musiziert habe auf mein Gehör und Gefühl vertraut das reichte nicht für eine musikalische Ausbildung. Ich wollte Archäologie und Anthropologie an der Cambridge University studieren und es hat mich damals sehr irritiert, dass ich ständig von Musikern und Tonstudios in London angerufen wurde. Schließlich gab ich nach, bin mit Sack und Pack nach London gereist und erstmal da geblieben. So fing meine ereignisvolle Karriere als Berufsmusikerin an. Meine Ausbildung war: Learning by doing. A.B.: Schildere uns doch bitte einmal Deinen musikalischen Werdegang. A.L.: Meinen musikalischen Werdegang zu schildern ist immer einen Qual für mich. Man kann natürlich sagen, dass es mit der Geige begonnen hat mit Prüfungen und Zertifikaten der Royal School of Music, und dass ich dann angefangen habe E-Bass zu spielen und zu singen und zu komponieren. Das war alles Eigeninitiativ, dass ich über die Jahre mit sämtlichen großen Stars kooperiert und musiziert habe und dass Aufnahmen und Produktionen als sichtbare und belegbare Spuren meines Könnens überbleiben aber meine Karriere, ist sehr schwer von draußen nachzuvollziehen und zu begreifen vor allem, wenn man nur auf einem Blatt Papier die Liste meiner Herausgaben vorliegen hat. Ich kann unmöglich tausende Begegnungen und fantastische Ereignisse auflisten oder das schildern, was ich erleben durfte für mich ist das mein musikalischer Erfolg. Die meisten Menschen beurteilen Künstler auf Basis des Bekanntheitsgrades. Ruhm und Reichtum bestimmen den Erfolg nur dann seien sie ernstzunehmen und wertvoll. Sie verwechseln Musizieren mit dem Musikgeschäft ich befinde mich immer wieder in der Situation mich deshalb rechtfertigen zu müssen zu erklären warum ich nicht so erfolgreich bin wie Madonna oder so bekannt bin wie Britney Spears. Das nervt mich. Die Vergangenheit ist schön und gut die Erfahrungen sind ein wesentlicher Teil meiner Person, aber alles was zählt ist doch: Wer ich jetzt bin und was ich jetzt mache was ich zur Zeit als Mensch und Musikerin mitzuteilen habe mein musikalischer Werdegang ist in dieser Hinsicht verstaubt und irrelevant. A.B.: Du hast lange in England gelebt und jetzt hat es Dich nach Deutschland verschlagen. Hat das berufliche oder private Gründe? A.L.: If music be the food of love play on! Musik-Liebe, Liebe-Musik ... sehr schwer zu trennen also Deutschland hat beides als Lockmittel eingesetzt um mich von London abzuwerben. Teldec Records in Hamburg hatte damals meiner Gruppe Laos einen Plattenvertrag angeboten eine sehr spannende Zeit. Später habe ich den Trommler meiner Gruppe geheiratet und wir haben uns in Dortmund niedergelassen. Ich weiß, dass der Ruhrgebiet nicht die schönste Ecke Deutschlands ist, aber ich habe die Zeit dort sehr genossen. Die Menschen sind erfrischend direkt und herzlich hier habe ich die Bedeutung von Ehrlichkeit und Freundschaft erst richtig schätzen gelernt. A.B.: Wodurch unterscheidet sich Dein Leben in Deutschland von dem in England? A.L.: Ich wohne seit 20 Jahren hier in Deutschland, daher ist es schwierig einen echten Vergleich zu ziehen. Ich weiß nicht wie es ist, als erwachsene Frau in England zu leben, ich weiß nur, dass ich mich in Deutschland sehr wohl fühle. Ich vermisse allerdings den schwarzen englischen Humor. In England hätte ich nie die künstlerischen Möglichkeiten gehabt hätte nie genug Geld verdient um von meiner Musik gut leben zu können - es ist dort sehr klein und inzestuös. Hier in Deutschland sind die Menschen begeisterungsfähiger. Sie feiern gern und gesund hören Musik zu jedem Anlass, sei es bei irgendeinem Stadtfest, oder einer Privatfeier. Hier hat man auch einfacher Anschluss an der Rest Europas ich arbeite oft in Dänemark, in die Schweiz, Frankreich, Holland und Bayern. Meine Englischkenntnisse kommen mir dabei natürlich zugute, da viel Popmusik aus Amerika und England kommt ich schreibe oft englische Songtexte und gebe Gesangsunterricht und helfe bei Sprachschwierigkeiten. A.B.: Gibt es ein Land, eine Stadt, in der Du gerne leben würdest? Oder bist Du angekommen dort wo Du bist? A.L.: Ich bin irgendwie immer auf der Suche nach The promised Land. Der Ort, voller Schönheit und Natur, wo man sich absolut wohl fühlt; wo alle Sehnsüchte gleichzeitig gefüttert und gestillt werden; wo man sich vorstellen kann friedlich alt zu werden um die letzten Jahre erfüllt genießen zu können. Über die Jahre bin ich viel gereist und muss zugeben, dass dieses Verlangen immer stärker wird. Ich glaube aber nicht, dass ich es je finden werde es ist wie Atlantis oder Eldorado ein Wunschgedanke ein Sinnbild für das, was mir innerlich fehlt. Ich glaube die Devise: wherever I lay my hat thats my home passt besser zu einem Musikerdasein. A.B.: Zuletzt warst Du in dem Muscial PHANTASMA zu sehen und hören. Erzähl doch bitte mal, worum es da geht. A.L.: Phantasma ist ein Musical von Frank Nimsgern, Elmar Ottenthal und mir - eine Welturaufführung, die am Saarländischen Staatstheater großen Erfolg hat. Georgio Phantasma ist ein Mann ohne Herz: er hat es an den Teufel verkauft - für Reichtum, Ansehen und Macht. Um seine Eitelkeit und Gier zu befriedigen, muss Phantasma allerdings ein endloses Leben ertragen, gefüllt mit Leid und Angst. Dieses Musical basiert ein wenig auf Hoffmanns Erzählungen und Faust. Ungewöhnlich ist, dass die chinesische Philosophie des Yin und Yang auch eine große Rolle spielt. A.B.: In der letzten Zeit bist Du besonders viel rumgekommen, so warst Du u.a. mit PETER MAFFAY auf Club Tour. Wie kam es dazu? A.L.: Wie so oft in meinem Beruf: solche Begegnungen entstehen durch Mundpropaganda. Ich war sehr erfreut, als Peter mich eingeladen hat. Ich habe gesungen, Percussion und Cello gespielt habe alles gegeben, wie immer. A.B.: Welche Erkenntnisse/Erinnerungen nimmst Du von der Club Tour mit? A.L.: Ich sage es so: Ich habe mit vielen älteren und etablierten Musikern während der letzten Jahre musiziert. Interessante, ehrenhafte Menschen: erstaunliche Musiker. Künstler wie Christopher Cross, Percy Sledge, Leo Sayer und Barry Ryan. Nächstes Jahr werde ich zusammen mit Eddie Hardin und Pete York live spielen, zwei frühere Mitglieder der Spencer Davis Group, und ich fühle mich darüber sehr geehrt. Bei Peter habe ich mich aber nicht wohl gefühlt. Ich mochte seine Art mit Musikern umzugehen nicht - er war diktatorisch und ungeduldig. Ich hatte wenig Spielfreude, da ich mich immer kontrolliert und unter Druck gesetzt fühlte keine guten Voraussetzungen für positive Energie und Kreativität. In Zukunft, werde ich solche Situationen wie die Pest vermeiden. A.B.: Stehst Du mit Peter Maffay noch in Kontakt? A.L.: Nein. A.B.: Derzeit bist Du als Vocal Coach für "Popstars 2010" - "Girls Forever" bei Pro 7 zu sehen. Wie kam es zu dem Deal ? A.L.: Da kommt wieder die Mundpropaganda zum Einsatz. Das Angebot kam ziemlich plötzlich und ich musste mich spontan entscheiden. Es ist mir bewusst, dass solch ein Projekt aus moralischer Sicht durchaus bedenklich ist: die Hoffnungen und Träume junger Menschen werden bloßgestellt und verpackt als Fast Food-Entertainment. Aber da meine Neugierde keine Grenzen kennt und ich unbedingt hinter die Kulissen solch einer Sendung schauen wollte sagte ich zu. Nun bin ich sehr überrascht. Die Organisation und Logistik ist bemerkenswert die Macher kompetent und feinfühlig; das Team herzlich und engagiert. Natürlich lebt so eine Sendung von Sensationen und Emotionen, aber die meisten sind echt es ist wie ein großes psychologisches Experiment; intensiv und erstaunlich ehrlich. Ich mache meinen Job als Gesangscoach aus vollem Herzen ich gebe den Mädchen wichtige Botschaften und Fähigkeiten mit ob sie es nun in die Band schaffen oder nicht: das Leben geht immer weiter und ich nehme meine Verantwortung als Vorbild und Lehrerin sehr ernst. A.B.: Was bedeutet Dir diese Zusammenarbeit? A.L.: Die ganze Sendung ist ein Entwicklungsprozess, dies gilt nicht nur für die Mädchen. Ich selbst habe überraschend viel über mich gelernt, über das Unterrichten, über extreme emotionale Situationen ich durfte viele interessante Menschen kennenlernen und neue Eindrücke sammeln. Diese Erfahrung hat mich wieder mal herausgefordert und gleichzeitig auch neue Kraft gegeben. Ich werde so etwas jederzeit wieder machen. A.B.: Vielen Dank für das ausführliche Beantworten meiner Fragen - ich würde Dich nach Ablaufen der POPSTARS-Staffel, zu Deiner Zeit dort gerne noch einmal ausführlich befragen nun aber erst einmal in Teil II zu Deiner zweiten Berufung dem Schreiben. Weitere Interviews mit Aino Laos
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