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Für mich muss sich eine Geschichte langsam entfalten – ich mag subtile Entwicklungen und keine Sensationen

Interview mit Aino Laos, geführt von Alisha Bionda am 01. Nov. 2010.


Aino Laos Aino Laos
Alisha Bionda führte den zweiten Teil eines umfangreichen Interviews mit der Musikerin und Autorin AINO LAOS, über ihre literarischen Projekte.

A.B.: Liebe Aino, als Sängerin bist Du längst bekannt. Nun machst Du auch als Autorin immer mehr auf Dich aufmerksam. Wolltest Du auch immer schon schreiben oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung?
A.L.: Fantasiegeschichten hatte ich schon immer im Kopf. Als Kleinkind habe ich mir oft irgendwas ausgedacht und prompt umgesetzt - in kleine Theaterstücke, sehr zum Leidwesen meiner Familie und Freunde. In der Schule war das Fach „English Literature“ faszinierend, insbesondere die Werke von Shakespeare (oder wer auch immer diese Werke wirklich kreiert hat). Meine Lehrerin hat immer drauf bestanden, dass wir Geschichten basierend auf unseren Erfahrungen schreiben; ich fand das überhaupt nicht spannend und habe mich dem immer widersetzt. Als junges Mädchen hatte ich ja noch nicht so viel erlebt. Fantastische Themen, so surreal wie möglich, habe ich durchgesetzt und alle Prüfungen bestens bestanden – Mrs Thompson hat es nie verstanden. Für mich, ist nichts langweiliger als die Realität, egal wie abgefahren diese sein mag – tales of mystery and imagination beflügeln, inspirieren und provozieren – es ist eben alles möglich.


A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit?
A.L.: Erst vor kurzer Zeit, bis dahin hatte ich zu viel Respekt vor dem Handwerk des Schreibens – ich wollte mich nicht blamieren; Grammatik war nie meine Stärke. 2006 hatte ich ein schlechtes Jahr. Mein Enthusiasmus für Musik stagnierte und ich fühlte mich müde und ziellos – völlig uninspiriert. Da habe ich dann angefangen zu schreiben – es war wie eine Therapie: ich war schnell begeistert und berauscht – hatte so viel Spaß in meiner ungehemmten Fantasiewelt.
Als Christoph Marzi vorgeschlagen hat, meine Erstversuche anzuschauen um mir seine professionelle Meinung zu geben, war es mir zunächst ein wenig peinlich. Ich wollte auch nicht, dass man mir meine Freude nimmt: ich wollte nicht hören, dass ich talentfrei sei und meine Ideen bescheuert wären. Irgendwas aber, hat mich dazu gebracht ihm doch etwas zu schicken - mit dem Postscript: „Bitte lass mich weiterträumen, auch wenn es eine Katastrophe ist!“- bis heute, weiß ich nicht wirklich ob ich nun weiter träume oder nicht. Was auch immer, ich liebe es zu schreiben – ich liebe es, ein leeres Blatt Papier anzustarren, um es dann mit Orten, Charakteren und Ereignissen zu füllen – eben eine fiktionale Welt aus dem „Nichts“ zu zaubern. Meine allererste Geschichte hieß „Tranquil Gardens“ und ist in der Anthologie „Disturbania“ von David Grashoff erschienen.

A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein literarisches Projekt umsetzt?
A.L.: Ich weiß, dass ich eigentlich zumindest einen groben Plan haben sollte – eine Skizze – Anfang, Mitte und Ende, aber dann gäbe es für mich selber weniger Überraschungen. Ich schreibe, wie ich alles mache, aus dem Bauch heraus. Ich liebe das Risiko einzugehen, dass ich vielleicht Pointe oder Höhepunkt am Ende verfehle – ich muss mich manchmal richtig anstrengen um mich selbst zufriedenzustellen. Dieser „Aha“-Effekt aber ist genau was mich entzückt: manchmal springe ich in der Wohnung herum wie eine Irre, weil mir plötzlich etwas Außergewöhnliches eingefallen ist. Ich finde es erregend, sich von wenigen Stichworten oder von einem Bild inspirieren zu lassen – die Herausforderung diese Reize auf meine persönliche Art und Weise zu interpretieren.

A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus?
A.L.: Auf jeden Fall: nicht am Morgen! Früh morgens ist eine merkwürdige Tageszeit. Sie ist für mich mit Spannung und ein wenig Angst geladen. Ich bin immer unruhig. Es erweckt irgendeinen Urinstinkt in mir – ich bin erfreut, dass die Sonne es doch geschafft hat sich wieder zu erheben um uns erneut einen ereignisvollen Tag zu schenken, aber trotzdem bin ich melancholisch, weil es irgendwann sicherlich nicht so sein wird.
Am Nachmittag und Abend sind aber diese Geister verschwunden und ich fühle mich wieder wohl, aktiv und furchtlos – ich schreibe, komponiere und male dann abwechselnd.

A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst?
A.L.: Ich bevorzuge Ruhe; Kerzen; Kamin – am besten auf dem Land oder in eine Hütte am Meer. Ich kann es überhaupt nicht ertragen, wenn ein Fernseher oder ein Radio mitläuft – es lenkt mich ab und macht mich sogar aggressiv.

A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt?
A.L.: Ich muss mich immer auf ein einziges Projekt konzentrieren – eins nach dem andern. Ich bin leider kein Multitasker – etwas würde dann sicherlich darunter leiden und ich verliere den Überblick. Aber wenn mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet, bin ich ein Workaholic – stundenlang ohne Pause und bis tief in die Nacht.

A.B.: Welchen Genre ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten?
A.L.: Fantasy - aber nicht im Sinne von Elfen, Monster und Außerirdischen... Ich dichte gerne „tales of the unexpected“: alles was paranormal, mysteriös und übersinnlich ist, aber immer eingebettet in einen alltäglichen oder zunächst unscheinbaren Kontext. Für mich muss sich eine Geschichte langsam entfalten – ich mag subtile Entwicklungen und keine Sensationen – kleine mehrfache Andeutungen, die vielleicht erst später realisiert werden.

A.B.: Deinen Anfang nahmst Du mit dem Verfassen von Kurzgeschichten? Was reizt Dich daran?
A.L.: Kurzgeschichten sind für mich wie kompakte, intensive Begegnungen – man kann sofort zur Sache kommen und sich nicht in lange Handlungsbögen verirren und verfangen. Ich liebe kurze Sätze und keine komplizierten Beschreibungen - ich will den Leser genügend Platz für seine eigene Phantasie lassen.

A.B.: Gibt es einen Autor, dessen Kurzgeschichten Du besonders magst?
A.L:: Es gibt einfach zu viele die mir imponieren – einen Favoriten habe ich nicht.

A.B.: Hast Du eine Kurzgeschichte, die Du selbst als Deine beste bezeichnen würdest?
A.L.: Eine bisher unverlegte Geschichte „Soul Survivor“, hat mir am meisten gefallen – in meinem Kopf kommt sie mir wie ein Kurzfilm vor – lebendig und flott. Ich habe ein Wesen kreiert, das nur aus reiner Energie besteht – unsichtbar, unspürbar, unbemerkbar aber trotzdem seit Urzeiten unter uns.

A.B.: Man kann Beiträge von Dir in einigen Anthologien finden. Was ist ausschlaggebend dafür, an welchem Projekt Du Dich beteiligst? Herausgeber? Verlag? Thematik?
A.L.: Hauptsächlich ist die Thematik für mich entscheidend – ich muss sofort ein innerliches Kribbeln spüren, wenn nicht, dann ist es eine Qual für mich. Es macht keinen Sinn für mich für ein Projekt zu schreiben, das mich überhaupt nicht interessiert oder fasziniert, egal wie lukrativ es sein mag – es wäre wie eine Bedienungsanleitungen zu übersetzen.
Aino Loas mit “Schattenversuchungen”, Sieben Verlag Aino Loas mit “Schattenversuchungen”, Sieben Verlag
A.B.: In welchen Anthologien bist Du aktuell vertreten? In welchen künftig?
A.L.: Die aktuellste Geschichte erscheint in der Anthologie „Die Begegnung - und andere düstere Winterlegenden“ (Hrsg. Alisha Bionda, Sieben Verlag). Die Geschichte „Teufelskreis“ ist ein für mich typischer „Slow Burner“ – die Phantasie und Horror versteckt sich im Alltäglichen und schleicht sich leise und heimlich an den Leser heran – der Teufel steckt eben im Detail.
Das nächste Projekt ist eine Kooperation mit Christoph Marzi „Passion Killer“- das im Oktober in der Anthologie „Advocatus Diaboli“ (Hrsg. Alisha Bionda, Edition Roter Drache) erscheinen wird. Eine ungewöhnlich gemeine Geschichte von mir, wie ich finde – bitter und direkt. Ich musste aber lachen, als Christoph die zweite Hälfte der Geschichte übernahm – er hat meine kranke Sichtweise nicht nur weitergeführt, sondern auch noch übertroffen!

A.B.: Hast Du ein Vorbild?
A.L.: Val McDermid hat mich sehr geprägt – ich liebe ihre Art zu schreiben und zu erzählen. Kurze Sätze, glaubwürdige Charaktere, nachvollziehbare Situationen und Emotionen – modern und ehrlich, fair und direkt – alles mit ein wenig klassischem, britischen Flair.

A.B.: Schreibst Du lieber alleine oder lieber mit einem Co-Autor? Wenn ja, wer reizt Dich da?
A.L.: Ich bevorzuge es mit jemanden zu schreiben, den ich persönlich kenne – so wie Christoph Marzi. Wenn man eine menschliche Basis hat; sich respektiert und schätzt, dann entsteht eine zusätzliche Energie die unverkennbar und unbeschreiblich ist – dann macht es mir einfach mehr Spaß!

A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt?
A.L.: Ich lese nicht regelmässig. Ich höre auch Musik nicht regelmässig. Ehe sehr selten. Ich bin sehr wählerisch und selektiv – muss in der richtigen Stimmung sein. Lesen und Musik hören ist etwas Besonderes für mich und ich nehme es nicht für gegeben – ich möchte meine Sinne nicht mit überflüssiger Information und falschen Eindrücken überreizen. Für mich zählt quality – not quantity.

A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt?
A.L.: Christoph Marzi hat von Anfang an an mich geglaubt und unterstützt mich immer noch – er übersetzt meine Geschichten ins Deutsche und inspiriert mich als Autor und Freund – ich habe ihm viel zu verdanken. Meine besten Freunde sind wie leuchtende Fackeln – deren Enthusiasmus für meine Aktivitäten kennt keine Grenzen wie es scheint. Alisha Bionda ist bewundernswert – eine engagierte und kreative Frau – eine Eröffnerin unendlicher Möglichkeiten mit einer unglaublichen Energie. Durch sie, durfte ich an vielen aufregenden Projekten teilnehmen.

A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen?
A.L.: Ich habe zuerst meinen Roman „Moone“ auf Eis gelegt weil ich nie die Ruhe und Zeit fand ihn fertigzustellen. Meine Arbeit mit „Phantasma“ und „Popstars“ hat mich aus der Bahn geworfen. Ich bin an einem heiklen Punkt in der Geschichte angelangt, und es bräuchte all meine Konzentration weiterzumachen. Ich hoffe, dass ich Anfang nächsten Jahres den Faden wieder aufnehmen kann – sie bedeutet mir sehr viel. Sie wird für mich, das absolute Highlight, ich muss sie nur endlich niederschreiben.

A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? Wie gestaltet sich dieser?
Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen?
Wirst Du von einer Agentur vertreten?
Wie rege ist Dein Austausch mit anderen Autoren? Und mit welchen pflegst Du regelmässigen Kontakt – sei es persönlich oder per Mail?
Abschließend noch die Frage: Wie möchtest Du künftig Deine Projekte gewichten? Wird die Musik immer die Nummer eins bleiben? Oder könntest Du Dir auch vorstellen, dem Schreiben nach und nach mehr Platz einzuräumen, somit Deine Gewichtung zu verschieben?

A.L.: Ich glaube ich kann all diese Fragen einfach so beantworten: Ich schreibe aus Leidenschaft und Freude. Es ist eine logische und natürliche Weiterentwicklung, die aus dem Dichten von Songtexten entstanden ist. Ich befinde mich im Neuland – in einer fremden Welt, in der ich mich bis jetzt kaum bewegt habe. Es hat viele Jahre gedauert bis ich mich in Musikerkreisen ausgekannt und etabliert habe und ich schätze, dass es in Literatenkreisen ähnlich ist. Ich kann mich noch nicht wirklich einordnen und muss mich damit noch viel mehr auseinandersetzen und beschäftigen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass ich in den nächsten Jahren meine literarischen Aktivitäten intensiviere – ich möchte sehr gerne Lesungen abhalten und mich auch künftig in der professionellen Community einbringen.

A.B.: Vielen Dank auch für diesen Interviewpart. Wie schon erwähnt, möchte ich noch das Interview fortführen und in Bälde mit Dir über Deine Zeit bei POPSTARS plaudern – bis dahin viel Erfolg mit Deinen Projekten.

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