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Das heimliche LasterViele Journalisten sind verkappte Schriftsteller. Irgendwann, wenn man sie gut kennt, kommt das Gespräch darauf. Erst wird rumgedruckst, dann senkt sich der Blick auf die Tischplatte und die Stimme zu einem Flüstern: Ich hab ja auch ein Manuskript in der Schublade. Oder auf einem gut versteckten Ordner in den Tiefen der Computerfestplatte. Dazu ein entschuldigendes Grinsen. So hab ich das auch lange gehandhabt. Es ist nicht nur, dass so viele Menschen davon träumen, Schriftsteller zu werden. Für Journalisten kommt noch dazu, dass dieser Schritt zum fiktionalen Schreiben irgendwie mit Misstrauen betrachtet wird. Eine Recherche, die zu einem Sachbuch ausartet, ist eine Sache, aber sich von Vorneherein von Objektivität und Fakten verabschieden? Nun, gerade dieses Sakrileg reizt mich und viele, viele andere. Warum? Weil ... Schreiben! Weil mans kann! Weil es Spaß macht! Entschuldigt das kleine Wortspiel mit meinem Namen, aber wenn man schon Weil heißt, liegt dieser Kolumnentitel einfach nahe. An dieser Stelle möchte ich künftig über das Schreiben schreiben, über seine Faszination, über Vorbilder, Stile, Inspiration, über den Mut, den man dafür braucht, und über die Menschen, die mich bis zu diesem Punkt begleitet haben, an dem ich es wage, mich Autorin zu nennen. Gerade weil ich glaube, dass viele Menschen gute Geschichten zu erzählen haben und sich einfach nicht trauen (und andere, die sich trauen, besser die Klappe ... aber das ist ein anderes Thema). Für mich war der Traum, Schriftsteller zu werden, zuerst da, bevor ich an Journalismus dachte. Meine erste Geschichte war drei Sätze lang, über einen Flug mit einem Zweisitzer-Flugzeug. Ich konnte gerade mal das Alphabet, da hängte mein Lehrer, Herr Pötz, diesen Aufsatz im Flur der Schule aus. Ich war unglaublich stolz! Tante Gretchen aus der DDR, die im Sommer 1989 erstmals zu Besuch kommen durfte, hat mir mein erstes Tagebuch geschenkt. Ich habe ein Saurierbuch. Dort steht fast alles über Saurier, ist der erste überlieferte Eintrag. Noch jemand, der meine Lust am Geschichtenerzählen gefördert hat, war Günther, ein Freund meiner Eltern. Wir haben uns zusammen Günthis und Sprechperlchens Geheimgeschichten ausgedacht. Ich war Sprechperlchen, weil ich so viel rede(te). Da gab es Ritter und Drachen und einen Wal im Burggraben, und wir schrieben immer abwechselnd einen Satz. Der König hatte auch Soldaten, die Blechbüchsensoldaten, schrieb ich. Sie waren wirklich wie Blechbüchsen, innen drin waren sie ganz hohl, ergänzte Günther. Ich kann heute noch unglaublich darüber lachen. Mein erstes Zeilenhonorar bekam ich im Alter von zehn für meine Kurzgeschichte Das falsche Gespenst. Die Kinderseite unserer Lokalzeitung verschickte es in Form von Briefmarken, weil sie der Post kein Geld anvertrauen wollten, aber ihre jungen Autoren natürlich kein Bankkonto hatten. Mit elf reichte ich meinen ersten Roman über eine freche Katze bei einem Verlag ein, mit Hilfe meines Vaters, der mich immer unterstützt hat. Achtzehn Seiten, inklusive Zeichnungen. Die ermutigende Absage der Lektorin hab ich bis heute aufgehoben. Man merkt richtig, wie sie sich den Kopf zerbrach, einem Kind die Wahrheit beizubringen und ihm zugleich nicht die Freude am Schreiben zu nehmen. Großartig! Ich kann mich gar nicht so genau dran erinnern, wann die Entscheidung für den Journalismus fiel, der realistischer einen Lebensunterhalt versprach. Aber ich weiß, dass ich den Beruf gewählt habe, um schreiben zu können. Skandale aufdecken, die Obrigkeit kritisieren, das sind alles wichtige Aufgaben von immenser gesellschaftlicher Bedeutung aber ich will vor allem schreiben, ganz egoistisch. Und ich denke, die journalistische Schulung ist nicht die schlechteste auf dem Weg zum Autor. Viele Regeln, wie sie zum Beispiel Stephen King in seinem Ratgeber Das Leben und das Schreiben formuliert, gelten auch für Zeitungsartikel: Show, dont tell, raus mit Adverbien, Passiv ist für Feiglinge und Kill your darlings kaum ein Text ist je schlechter geworden durchs Kürzen. Recherchieren, viele Leute treffen und unter Zeitdruck schreiben lernen, hat sicher auch nicht geschadet. Mittlerweile hab ich meine Scheu überwunden und stehe zu meinem Laster des Geschichtenschreibens. Mehr noch: Seit ich meine liebe Agentin Alisha Bionda habe und den Schritt in die Selbständigkeit wagte, wächst in mir die Hoffnung, dass meine eigene Literatur nach und nach eine immer größere Rolle in meinem Leben spielen wird. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. ![]() Weil ... Schreiben!
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