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Integration des Glitzerflauschi-Fans


Ich habe gezittert, sagt meine Freundin. Sie hat das Buch in meiner Hand beben sehen, während sie bei der ersten Lesung meines Erstlings „No Pflock“ in der Schwedter Stadtbibliothek die Rolle des Paparazzo übernahm. Aber anders als in der Generalprobe vor meinem Freund ist es mir trotzdem gelungen, die Ratschläge zu berücksichtigen: Langsam lesen, betont, Luft holen, Pausen machen, mal hochschauen. Weiß ich eigentlich alles, sollte kein Problem sein. Aber erstmals aus einem Buch vorzulesen, das komplett in meinem eigenen Kopf entstanden ist statt auf journalistischer Recherche zu fußen – da hat mir das Lampenfieber ganz schön zu schaffen gemacht. Dass ich eine Woche vorher wegen einer hartnäckigen Erkältung kaum einen Ton hatte herausbringen können, machte es auch nicht besser. Gut, das raue Timbre passt ja zu einem Vampirroman, den Amazon-Kindle unter anderem unter Horror eingeordnet hat. Aber ich hegte die nicht ganz unberechtigte Befürchtung, meine eigene Veranstaltung komplett kaputtzuhusten.

Gute Vorbereitung ist alles. Tee aus frischer Ingwerwurzel mit Honig im neuen Thermobecher hat zumindest dieses Problem gelöst. Blieb nur noch, dass in der kleinen Stadt Schwedt nicht gerade eine große Fantasy-Fangemeinde lebt. Viele Bekannte, mit denen ich über meine Buchveröffentlichung sprach, hörten interessiert zu, um dann zu sagen: „Toll, ich werde das für meine Tochter/Schwiegertochter/Enkelin kaufen.“ Nicht für sich selbst. Was ja völlig okay ist. Mein Vater hat tapfer durchgehalten, das war für ihn Ehrensache. Danach hat er eine halbe Stunde mit mir Vampirkonzepte diskutiert, weil er gerne verstehen wollte, warum mir ein Rezensent „Seitenhiebe auf den Vampirkitsch“ bescheinigte. Wer sich nie mit Twilight beschäftigt hat, kann nicht verstehen, warum „Glitzerflauschi“ ein Schimpfwort ist in No Pflock.


Aber tatsächlich kannte ich nur fünf der neun Zuhörer, die letztlich in der gemütlichen Dachkammer der Stadtbibliothek auftauchten. Und eine Frau unter den fremden Gesichtern entpuppte sich als der größte Vampir-Fan der Runde. Ja, auch von Twilight, wie sie im an die Lesung anschließenden Gespräch zugab. Was sie aber nicht davon abhielt, an den richtigen Stellen zu lachen, wenn ich die Romanzen-Klischees ordentlich auf die Schippe nahm. Am Ende hat sie gleich ein signiertes Exemplar mit nach Hause genommen.


Fotos von Lesungen sehen immer komisch aus, irgendwie verzieht man beim Sprechen den Mund in einer Art, die, im Bild festgefroren, sehr albern aussehen kann. „Aber bei dem Ravic-Kapitel hast du angefangen, zu grinsen, da konnte ich ein paar schöne machen“, sagte meine Freundin. Verdammt, es gelingt mir also nicht, zu verbergen, wer meine Lieblingsfigur ist. Aber warum auch? Wenn der Autor Spaß hat, dann meist auch der Leser bzw. Zuhörer. Den größten hatte ich im Gespräch. Zum Glück hab ich ja im vergangenen Monat ein paar Interviews gegeben und war deshalb vorbereitet auf einige Fragen: Warum ich als Journalistin ausgerechnet so etwas schreibe? Weil ich eigentlich schon immer Autorin werden wollte und mich die Vorstellung von Vampiren als Spitze der Nahrungskette fasziniert. Ob denn schon eine Fortsetzung geplant ist? Das nicht, auch wenn ich Ideen für Prequels, Spinoffs und eine ganz unabhängige Vampirgeschichte hab.

Hinterher kam eine Zuhörerin und schüttelte mir die Hand. „Ich kann mit dem Thema gar nichts anfangen, aber es war ein Erlebnis“, sagte sie. Die Sprache, der Humor und meine Art zu lesen gefielen ihr, und dass sie sich als Vertreterin der älteren Generation nicht ausgeschlossen fühlte. Lag das daran, weil ein paar Senioren unter den Vampiropfern sind? Das hab ich mich nicht getraut, nachzufragen. Aber es ist ein interessanter Punkt und eine tolle Erfahrung. Den Gewinn aus den verkauften Büchern habe ich anschließend zur Feier des Tages gleich in Cocktails investiert. Die Leiterin der Bibliothek hat sich mit einem Strauß Blumen bedankt – passend zum Anlass alle miteinander blutrot.

Weil ... Schreiben!
Beitrag Integration des Glitzerflauschi-Fans von Alisha Bionda
vom 20. Mar. 2017


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