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Startseite > Kolumnen > Alisha Bionda > Weil ... Schreiben! > Rollenspiel: Die Rückkehr der Kreativität

Rollenspiel: Die Rückkehr der Kreativität


Manchmal passiert es mir heute noch, dass meine Arbeit mir zu viel Energie absaugt, als dass ich abends noch schreiben könnte. Meine Lektoratskunden scharren mit den Hufen, um eine Deadline einhalten zu können, die Termine bei der Zeitung häufen sich, dann kommt eine Krankheit dazu ... Jetzt bin ich aber wieder voll im „Flow“, wie es so schön heißt. Die Lösung des Problems war so simpel, dass ich mir vor den Kopf schlage, dass ich nicht früher drauf gekommen bin: Back to the roots! Laptop aus und Notizbuch her!


Wenn man den lieben langen Tag auf einen Computerbildschirm starrt, ist es ja kein Wunder, dass man abends nicht mehr wirklich Lust hat, vor einem Computerbildschirm zu sitzen und zu schreiben. Im Tagesjournalismus ist keine Zeit, sich einen Artikel vorher auf Papier zu überlegen. Den Zahn hat mir ein Kollege in meinem allerersten Zeitungspraktikum vor fünfzehn Jahren gezogen. Alles wird gleich ins System gehackt, meist direkt im Redaktionsprogramm auf die vorgelayoutete Seite. Macht ja auch Sinn, wenn man jeden Tag eine Deadline hat und nur Platz für eine gewisse Anzahl an Zeilen.

So sehr ich den Journalismus nach wie vor liebe und ihn nicht missen will (allein für die ganzen interessanten Begegnungen, die ich mit den verschiedensten Menschen aus allen Lebensbereichen habe): Ich bin froh, nicht mehr jeden Tag in der Redaktion sitzen und Seiten füllen zu müssen. Jahrelang war mein Schreiben, wegen dem ich überhaupt in diesen Beruf eingestiegen war, allein darauf reduziert: drei bis fünf Artikel am Tag, dazu Recherche, Vor-Ort-Termine und Fotografieren. Täglich dem Urteil tausender Leser ausgesetzt – und meist kommen nur die negativen Reaktionen beim Redakteur an. Ich habe nichts gegen Kritik, aber der Ton macht die Musik.

Zuhause hatte ich die zweite, unvollkommene Fassung meines Werwolf-Romans auf der Festplatte, aber jahrelang hab ich sie mir kein einziges Mal angesehen. Ich schaffte es gerade mal, eine Handvoll Kurzgeschichten für das „Wolf Magazin“ zu schreiben, aber sonst war meine Kreativität wie ausgedörrt. Bis mich ein neues Hobby wiederbelebte: das Rollenspiel.

Nein, nicht das angeblich für Computersüchtige gemachte „World of Warcraft“, kein Verkleiden und mit Schaumstoffwaffen aufeinander einprügeln und erst recht nichts Versautes. Ich rede von „Pen & Paper“, das sich vielleicht am ehesten als Improvisationstheater ohne Publikum beschreiben lässt. Jeder Spieler denkt sich einen Charakter mit Stärken und Schwächen aus, der in einer Welt mit festgeschriebenen Regeln ein vom Spielleiter ausgehecktes Abenteuer bestehen muss. Ob ihm das gelingt, entscheiden neben den Punkten für besondere Fähigkeiten auch die Würfel, die für jede Herausforderung geworfen werden.


Meine Freunde, die mich an das Hobby brachten, legen weniger Wert darauf, jeden Abend ein Monster zu schnetzeln, als darauf, den Charakter zu entwickeln und eine schöne Geschichte zu erzählen. Damit sind wir voll auf einer Wellenlänge. Und weil es mir so viel Spaß machte, fing ich an, mir Notizen zu unseren Runden zu machen und sie in Tagebuchform aus Sicht meines Charakters zu dokumentieren. Plötzlich entstanden darüber hinaus eine ganze Reihe von Kurzgeschichten, in denen ich Nebenhandlungen, Rolands Vergangenheit oder mögliche Zukunftsversionen erkundete. Diese Episoden verstand nur, wer unsere Abenteuer „erlebt“ hatte (exakt drei Menschen) – und genau deshalb konnte ich ohne Druck wieder völlig befreit schreiben. Sogar gezeichnet habe ich wieder dazu, aber wie man an dem ankarianischen Hütegreif sehen kann (was es auf fremden Planeten halt so gibt), sind meine Fähigkeiten in der Hinsicht seit meiner Metzi-Zeit nicht besser geworden.


Die Taktik hab ich mittlerweile schon einigen Autorenkollegen empfohlen, es ist tatsächlich ein brauchbares Mittel gegen Schreibblockade im Allgemeinen. Wenn man mit dem Hauptprojekt nicht weiterkommt, einfach für sich oder vielleicht noch ein paar Freunde mit dem Charakter ein paar Kurzgeschichten schreiben. Bei mir allerdings passiert genau das Umgekehrte: Roland ist der Held meiner im Entstehen begriffenen Science-Fiction-Trilogie „Der Eisplanet“. Aber eins nach dem anderen. Erstmal müssen meine Vampire ihre blutige Spur durch Bayern ziehen. Na dann: einen sonnigen Frühling!

Weil ... Schreiben!
Beitrag Rollenspiel: Die Rückkehr der Kreativität von Alisha Bionda
vom 23. Apr. 2016


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