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Startseite > Rezensionen > H.P. Lovecraft > Elmar Huber > Phantastische Geschichten > Redmask 1
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Redmask 1

Redmask #1 Redmask
Ausgabe 1

Oktober 2008
Paperback, 200 Seiten - 15.00 EUR
Grösse: 15,59 cm x 23,39 cm
Status: Jetzt bestellen erhältlich

Am höchsten Punkt der Wegbiegung schaute er noch einmal zurück und blickte zu dem eigentümlich flachen Haus zurück, das wie ein schmalschultriger Gnom hinter den dunkelgrünen Steinmauern kauerte, umgeben von den eigentümlichen bleichen Pilzen, die im Dunkeln zu schimmern schienen. Es war, als ob er in diesem Moment aus einer anderen Welt zurückkehren würde und noch einen letzten Moment lang einen Blick zurück durch die Zeit werfen konnte.
(Das Haus im Walde)



DIE MASKE DES ROTEN TODES
Während im ganzen Land der Rote Tod wütet, verschanzt sich Prinz Prospero samt seiner Getreuen auf seiner Burg um dort ein rauschendes Fest zu feiern. Doch ein unheimlicher Unbekannter, der die Maske des roten Todes trägt, hat sich unter die Feiernden gemischt. Zur Mitternacht fallen die Masken und die Eingeschlossenen erkennen, dass der rote Tod bereits unter ihnen weilt.

Als Namenspate des Magazins ist Edgar DIE MASKE DES ROTEN TODES - Allan Poes klassische Allegorie über Unausweichlichkeit - die Auftakterzählung in REDMASK 1.

DER LAZARUS-KÄFER
Aufgrund einer unerklärlichen Käferplage bittet Alexander van Verde Maximilian Gumbel, den okkulten Detektiv, um Hilfe. Mit Hilfe seines Wissens um Zauberei und Übersinnliches kann der Detektiv die Zeichen in der befallenen Wohnung richtig deuten und der Plage Einhalt gebieten.

Wie eine Mischung aus Sherlock Holmes und John Constantine (aus den „Hellblazer“-Comics) agiert Maximilian Gumbel zielgerichtet und auf die Konventionen pfeifend. Seine große Stärke sind die Kenntnisse magischer Regeln und Gebräuche. Ihm zur Seite steht sein Kollege Gruner, der lieber den fassbaren Ermittlungsmethoden den Vorzug gibt.
Für einen Appetizer gut gelungen, für einen vollwertigen ersten Fall kommt die Personeneinführung zu kurz. Dennoch, ein originelles Gespann, das Lust auf weitere Fälle macht.

DAS HAUS IM WALDE
Für seine Abschlussarbeit macht sich Dietmar Claußen auf die Spurensuche nach Luc Ducasse, einem kurzzeitigen Mitglied der Goethegesellschaft. Der Student stößt auf ein Haus im Wald, das Ducasse bewohnt hat und beschließt, dieses zum Zentrum seiner Forschungsarbeiten zu machen. Tatsächlich findet Claußen Spuren von Ducasse im Haus. Immer tiefer taucht er in die Vergangenheit ein, die ihn zu geheimnisvollen Steinen tief im Wald führen, auf denen der ursprüngliche Erbauer des Hauses Menschenopfer dargebracht haben soll.

Auch wenn DAS HAUS IM WALDE "nur" eine Variation von Axel Gruners Erstling UNTER DEM BRUNNEN ist, gelingt es ihm doch, den geneigten Leser voll zu überzeugen. Wieder der urbane Charakter, der sich in die Abgeschiedenheit begibt und dort auf ein antikes Geheimnis stößt. Die Charakterisierung der Personen ist auf Nötigste beschränkt aber doch elegant eher durch Taten als durch Worte vermittelt. Die Storyentwicklung ist für den erfahrenen Leser vorhersagbar aber nachzuvollziehen und überzeugt somit. Das Ende verliert sich nicht in einer unwirklichen Situation, wie oft bei Geschichten dieser Couleur. Axel Gruner holt Claußen in die Wirklichkeit zurück und setzt einen gelungenen Schlusspunkt. Fans von Michael Siefener und Jörg Bartscher-Kleudgen sollten hieran ihre Freude haben.

DAS GELÄCHTER DER AFFEN
Von einer unerklärlichen Anziehung getrieben, flieht der Albinoprinz Mhirac Sippentöter vor Herzog Olec und seinen Dienern in die Hügel des Nordens. Ohne es zu wissen, hat er das Gebiet seiner Ahnen erreicht. An einem legendenträchtigen Ort trifft Mhirac den Götter-Esser um den sich zahlreiche Überlieferungen ranken. An diesem Ort soll der Kampf zwischen Mhirac und Olec entschieden werden und eine uralte Prophezeiung wird sich erfüllen.

Obwohl es die Figur des Götter-Essers ist, von dem weitere Abenteuer angekündigt sind, ist dieser hier eher Beobachter und Berater. Prinz Mhirac dagegen wird mit einer weitreichenden Hintergrundgeschichte bedacht, die ihn in das Zentrum der Geschichte rückt. Simon Petrarcha schildert überzeugend die Zerrissenheit der Figur, die zwischen immerwährender Flucht und Selbstaufgabe schwankt. Eine schöne, klassische Fantasy-Novelle, die lediglich zum Ende hin etwas unübersichtlich wird.

DIE AASSCHWARZEN GRUBEN
Obwohl seine Geliebte vom schwarzen Fieber dahingerafft wurde, weigert sich der Erzähler, ihren Körper zum Opfer der Flammen werden zu lassen. Ausreichende Zuwendungen an die Vollstrecker erlauben es ihm, sie unversehrt in einem Mausoleum bestatten zu lassen. Überzeugt, dass das Leben wieder in den Körper seiner Geliebten zurückkehrt, hält der Erzähler bei dem Sarg Wache und fällt schließlich in Schlaf. Nach seinem Erwachen ist die Leiche der Geliebten verschwunden. Er entdeckt im Mausoleum den Zugang zu einem geheimen Gang und folgt den fremdartigen Spuren, die immer tiefer in die Erde führen.

Axel Gruner und Martin Jung verschmelzen hier poesche (die panische Angst vor dem lebendig-begraben-sein) und lovecraftsche (geheime, von fremdartigen und degenerierten Wesen bewohnte Gänge und Necropolen unter den menschlichen Städten) Motive zu einem düsteren Nachtmahr. Der Stil der Erzählung erinnert stark an Lovecrafts DER AUSSENSEITER. Die bewusst antiquierte Sprache trägt ein übriges zu der albtraumartigen Stimmung bei.
Der Titel der Geschichte ist aus Lovecrafts DIE RATTEN IM GEMÄUER entliehen.

DIE SÜMPFE VON MANOU
Die zwei Brüder Gian und Otullaz sagen sich vom Glauben an Ku los und wenden sich einer älteren Religion zu. Es folgt die Verbannung in die Sümpfe, die damals noch von Leben erfüllt waren. Gian findet in den Sumpfgebieten das Mädchen Elalie und beginnt, diese zu lieben wird aber von seinem eifersüchtigen Bruder getötet. Nach dem Brudermord wandelt sich der lebhafte Sumpf in eine dunkle, tote Landschaft. Der Tempel, den die Brüder aufbauten zerfällt und nur der der halb wahnsinnige Gosho lebt noch dort, um die Geschichte von Gian und Otullaz zu erzählen.

In bester Tradition von Clark Ashton Smiths düsterer, unversöhnlicher Fantasy präsentieren sich DIE SÜMPFE VON MANOU. Dem Autor gelingt vortrefflich eine Abscheu erregende Beschreibung der verfluchten Sümpfe als Spiegel der Mörderseele. Stellenweise wäre hier etwas weniger mehr gewesen. Dennoch weder unbeholfen noch halbherzig sondern souverän und überzeugend.

SPINNENHIRN
SPINNENHIRN nutzt eine urbane Legende und lässt diese ausgerechnet auf einen Spinnenphobiker treffen. Dessen Hirn – noch kurzgeschlossen von der traumatischen Berichterstattung – beginnt überall achtbeinige Krabbler zu sehen.

Ein moderner, böser und blutiger Shortie von Martin Jung, der stilistische Abwechslung ins ansonsten klassische Ambiente von REDMASK 1 bringt.

UKKOS KALTE HAND
Auf die überraschende Einladung seines alten Freundes Pietr, macht sich der Erzähler auf den Weg in die Einsamkeit der nordischen Wälder. Pietr, der sogar zeitweise Konkurrent war, als es um Maries Zuneigung ging. Pietr, der sich immer schon mit Mythologie und Kabbalistik befasst hatte. Und Pietr hat nicht vergessen.

Gekonnt lässt Axel Gruner – zur Einstimmung - die Gegenwart einer Autofahrt durch die endlosen Wälder mit der halbtraumartigen Vergangenheit verschwimmen. Als der Erzähler in Pietrs Haus angekommen ist, wir ziemlich schnell klar, wie sich die Geschichte entwickelt. Axel Gruner tauscht die feuchten Keller Venedigs gegen die schneebedeckte Einöde Finnlands um – nach Einladung an Ukko, den „alten Mann der Kälte“ – sein eigenes Fass Amontillado aufzumachen. Eine sehr gelungene und originelle Hommage an Edgar Allan Poe.

MEINUNG:

Ich unterstelle, dass die Autoren gar nicht den Anspruch hatten, etwas Neues zu erfinden. Vielmehr stand das legendäre WEIRD TALES-Magazin Pate für REDMASK („Achja, Weird Tales... Ein Phänomen, das anfing wie viele andere adjektivbelastete Magazine der 30er Jahre aber seinen eigenes Subgenre geschaffen hat. Weird fiction... ja, so ein Magazin of Weird Fiction soll unsere Anthologiereihe ja auch werden, nicht wahr?“). Und dieses Ziel hat REDMASK mit Bravour erreicht. Die Qualität der Geschichten ist herausragend, bedenkt man, dass es sich um Hobbyautoren handelt, die noch nie weitreichend in Erscheinung getreten sind. Thematisch ist man den klassichen WEIRD TALES stark verbunden. Lovecraft, Poe und Smith werden hier zitiert und mit voller Absicht imitiert (das soll keine Abwertung sein). Das Team scheint erfüllt von ungebremstem Enthusiasmus und Ideenreichtum. So sind noch andere Kuriosa mit Maximilian Gunkel, dem Okkultdetektiv, mehr Geschichten aus Arullu und weitere Erlebnisse des Götter-Essers angekündigt.
REDMASK 1 ist keine halbgare „bringen-wirs-eben-so“-Angelegenheit sondern mit Überzeugung und Blick auf Details geschrieben und angefertigt. Lovecraft-Afficianados und allgemein Freunde klassischer düsterer Phantastik sollten hier ein Auge riskieren.
Auch das Layout von REDMASK weiß absolut zu gefallen und wirkt alles andere als halbherzig. Logo, Inhaltsverzeichnis, Titel und Kopfzeilen wirken sehr homogen. Aufgeedelt wird das Ganze durch Grafiken von Harry Clarke, der passender weise einige Bilder zu Geschichten E.A. Poes geschaffen hat. Insgesamt ist REDMASK 1 eine runde, überzeugende Sache, bewusst ganz im Geiste und Stil der klassischen WEIRD TALES.

Zu bemängeln gibt es lediglich einige Flüchtigkeitsfehler, die wohl beim Selbstlektorat übersehen wurden ("Claußen fühlte selbst ein Gefühl des Zweifels ...").

16. Dez. 2009 - Elmar Huber

Der Rezensent

Elmar Huber
Deutschland

Total: 669 Rezensionen
März 2018: 5 Rezensionen

(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...

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