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Startseite > Rezensionen > Mikis Wesensbitter > Coming on age > Das Lächeln der Tiefseefische

Das Lächeln der Tiefseefische

Camping war das Ende der Urlaubswurst, das mir immer im Halse stecken geblieben war. Entweder regnete es pausenlos, oder das Nachbarzelt hatte schlechten Sex, oder bedrogte Teenagetrendsportler hatten den Kick des Zeltleinenbashings für sich entdeckt. Was immer es war, es hatte nie Spaß gemacht. Warum ich trotzdem auf die Einladung meiner diskreten dann-und-wann-Freundin S. einging und mit ihr und ihrem Zelt an die Ostsee fuhr, weiß ich nicht. Muss und will ich aber auch gar nicht wissen. Es regnete nicht, was im Nachbarzelt passierte, bekamen wir vor lauter lautgeäußerten Gefühlen gar nicht mit und die Heringe, die stecken immer noch im Boden. Komisch fand S. es schon, als ich ihr kurz vor der Abreise erklärte, dass ich noch eine Woche bleiben würde. Aber da wir ja schließlich kein Paar waren, mußte ich mich nicht mal ein bißchen rechtfertigen. Und so fuhr sie alleine nach Hause und das Zelt blieb mit mir in den Dünen. Klar wurde es schnell langweilig, die viele Sonne, das Schwimmen und das entspannte Liegen im warmen Sand. Die Lektüre war bald ausgelesen und die MP3s neigten zur Überhörung. Da traf es sich natürlich Bestens, das eine plötzliche Windböe mir erst ein Bikinioberteil und gleich danach dessen Besitzerin in die Arme wehte. Meret, 29, Dreadlocks, braungebrannt, warm, kuschlig, entspannt. Wir lachten, wir fühlten, wir genossen. Am Abend saßen wir eng beieinander und zählten Sternschnuppen. Bei der 137sten meldete sich mein Handy und Melanie fragte, ob ich Lust hätte morgen mit ihr ins Freiluftkino zu "Populärmusik aus Vitulla" zu gehen. Eigentlich gerne, aber leider war ich für morgen Abend schon verabredet. Mit Meret. Im Zeltkino. Zu einem Film mit echtem Lokalkolorit:

DAS LÄCHELN DER TIEFSEEFISCHE

Der 17 jährige Malte lebt mit seinem Vater auf der Insel Usedom, aber ihr baufälliges Haus liegt nicht auf der idyllischen Promenadenseite, sondern in deren Schatten. Die Mutter ist gestorben, der Vater sucht sein Heil im Trunke und für Malte gibt es eigentlich nur ein Ziel: die Fahrerlaubnis machen und verschwinden. Irgendwohin. Hauptsache weit weg. Er jobbt im Fischimbiss und schmuggelt mit seinem Freund, dem Rettungsschwimmer Pavel Zigaretten über die nahegelegene grüne Grenze. Heimlich ahnte man es ja immer schon, das Urlaubsparadiese für die Einheimischen auch nichts weiter als Alltag bedeuten. Und der ist für Malte nicht gerade schön. Als er sich dann in das Ferienmädchen verliebt und zeitgleich dazu seine verschollenen Schwester samt fünfjährigem Neffen wieder auftaucht, gerät endgültig alles aus den Fugen.
"Das Lächeln der Tiefseefische" ist ein bemerkenswerter Film, mit lebendigen Schauspielern, einem angenehmen Tiefgang und einer ganz eigenen emotionalen Rührigkeit. Das ist vielleicht genau das, was so nur Filme auslösen können, die aus Deutschland kommen. Mit einer Tragik, die man kennt, von der man weiß, wie sie schmeckt und sich anfühlt. "Coming on age" nennt man diese Gattung im Transatlantischen. Hierzulande wurde bisher kein wirklich guter Name dafür erfunden. Noch nicht. Und bis es soweit ist, bleibt "Das Lächeln der Tiefseefische" einfach ein "Die-erste-Liebe-ist-die-Liebe-die-man-nie-vergißt-weil-irgendwann-alles-so-schön-
und-so-traurig-wurde-Film."

Unbedingt sehenswert.

13. Mar. 2007 - Mikis Wesensbitter

Der Rezensent

Mikis Wesensbitter
Deutschland

Total: 15 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Im Gegensatz zu anderen, kann ich mit Recht behaupten: Ich bin ein Berliner! Und ich werd auch einer bleiben. Nicht weil ich Berlin so besonders toll finde, aber immerhin wesentlich besser als andere Städte. Und Berliner zu sein, schließt ja auch nicht aus, das man die warme Hälfte des Jahres in der Uckermark verbringt. So...

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