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Zombie-Paradies

EDEN

Tony Mochinski
Roman / Dark Fiction-Thriller

Heyne
Originaltitel: Eden - A Zombie Novel

Taschenbuch, 480 Seiten
ISBN: 978-345352665-5

Jul. 2010, 1. Auflage, 15.00 EUR
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Er streckte sich gerade nach der Strickleiter aus, als ein Zombie ihn an beiden Schultern packte. Buddy wirbelte herum und rammte ihm beide Läufe der Schrotflinte ins offene Maul. Damit zertrümmerte er Kiefer und Gebiss der Kreatur, dann feuerte er einen Lauf ab. Die Explosion schlug durch den Hals des Zombies und riss dem Untoten direkt hinter ihm den Kopf ab.
Das Ding fiel auf die Knie. Buddys Schrotflinte steckte noch immer in seinem Maul.
Außer Atem erreichte er die Oberkante der Mauer.
„Mann!“, stieß er aus und starrte die Männer und Frauen um ihn herum an. Sie standen auf etwas, das aussah wie ein an der Mauer abgestellter Frachtcontainer, wie man ihn eher auf der Ladefläche eines Lastzugs erwartete. Die meisten wirkten ebenso überrascht, ihn und Harris zu sehen, wie umgekehrt. Nur Markowski machte immer noch ein mürrisches Gesicht, aber wenigstens hatte er den Lauf der FAMAS gesenkt.
„Tolle Leistung da draußen“, erklärte Evers, der Lockenkopf mit dem Jagdgewehr. Sein breiter Akzent verriet seine irische Abstammung. Er war der dritte Mann, den Buddy durch das Fernglas mit den beiden anderen hatte streiten sehen. Und er war der Erste, der Harris und dann Buddy die Hand reichte. „Willkommen in Eden.“


Zombies sind In. George A. Romero begründete mit seinem Kultfilm „Night of the Living Dead“ aus dem Jahr 1968 ein ganzes Genre, das bis heute ein Millionenpublikum fasziniert. Lange Zeit fristete es dennoch ein Schattendasein als brutale Splatter-Kost für Freaks. Erst mit dem modernen Horror-Schocker „28 Days Later“ von Danny Boyle und des gelungenen Remakes von „Dawn of the Dead“ von Zack Synder wurde das Zombie-Kino wieder salonfähig. Während der Vampir mehr und mehr zum Weichei und Lover-Boy verkommt dürfen die Zombies so richtig im Dreck, respektive in den Eingeweiden, wühlen. Und auch in der Literatur haben die menschenfleischfressenden Untoten ihren Siegeszug längst angetreten. Zwar gibt es auch in dieser Richtung eindeutige Ambitionen das Thema humorvoll anzugehen, doch dank ernstzunehmender Autoren, wie Brian Keene, David Moody, Kim Paffenroth und Tommy Arlin werden die Zombies ihrer wahren Bestimmung zugeführt. Kein Monster des Horrorfilms und der einschlägigen Literatur bietet eine treffendere Metapher zur modernen Konsumgesellschaft, in der jeder nur an seinen eigenen Vorteil denkt, als der Zombie. Egal ob Beruf, Familie oder Partnerschaft; der moderne Mensch beschreitet dumpf seinen Weg und frisst alles in sich hinein, was ihm ansatzweise verwertbar erscheint, häufig ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist natürlich eine sehr fatalistische Sichtweise der Dinge und darüber hinaus auch ein wenig übertrieben, doch wenn man sich die globale Ernährungssituation, die Alterskurve und die Wachstumsrate der Menschheit genauer betrachtet, kann man sich an zehn Fingern abzählen, bis die Religionskriege von Kämpfen um Wasser und Nahrung abgelöst werden. Dies und die Rückbesinnung der Menschheit auf die simpelsten Überlebensstrategien sind es, die mich am Zombie-Mythos so faszinieren, von den anthropophagen Untoten selber einmal abgesehen.
Tony Monchinski beschreibt in seinem Vorwort eindrücklich, wie er einem Mann namens Tommy Arlin begegnet der eine extreme Leidenschaft für Zombies hegt und einen Roman zu dem Thema schrieb, der unter dem Titel EDEN ein Welterfolg wurde. So unscheinbar die deutsche Ausgabe des Heyne-Verlags auch wirken mag, so eindringlicher ist die Geschichte, die meines Erachtens zu den besten Zombie-Romanen überhaupt gehört:

Eine unbekannte Seuche hat die Menschheit dezimiert und die Toten wiederauferstehen lassen. Trotz verzweifelter Bemühungen die Gefahr einzudämmen und die Lage unter Kontrolle zu bringen, verbreitet sich die Zombie-Seuche unaufhaltsam, denn bereits ein kleiner Biss genügt, um den Virus zu übertragen und den Verletzten, je nach Konstitution, selbst in eine fleischfressende Kreatur zu verwandeln. Auf Manhattan haben sich einige Menschen in einer kleinen Festung verbarrikadiert, die sie „Eden“ nennen. Der Schuldirektor Harris erfährt vom Ausbruch der Seuche, als er gerade seiner Arbeit nachgeht. Als er nach Hause fährt, wartet dort nur sein Hund Daffy. Seine Frau Raquel scheint immer noch in Manhattan festzustecken. Verzweifelt macht sich Harris auf den Weg, um seine Frau zu finden. Unterwegs trifft er auf den riesigen Buddy, einen gutmütigen, aber nichtsdestotrotz unbarmherzigen Kämpfer, wenn es drauf ankommt. Gemeinsam schlagen sie sich nach „Eden“ durch, ohne jedoch Harris‘ Frau gefunden zu haben. Dort finden sie eine neue Heimat und neue Freunde. Doch auch eine globale Katastrophe, wie die Auferstehung der Toten als monströse Kannibalen, hält die Menschheit nicht davon ab Missgunst und Hass gegenüber ihresgleichen zu empfinden. Eines Nachts dringen die Zombies in Eden ein und Harris wird gebissen. Mit vereinten Kräften gelingt es den Menschen die drohende Invasion zurückzuschlagen. Dabei findet Harris das Feuerzeug von Thompson, mit dem er bereits Streit hatte, weil Thompson in Harris‘ neue Freundin Julie verknallt ist. Harris weiß, dass Thompson die Zombies in „Eden“ hineingelassen hat, um ihn zu beseitigen, und im zweifelsfall auch Julie, die niemand besitzen soll, wenn Thompson sie auch nicht haben kann. Bevor der Biss seine Wirkung vollenden kann, will er mit dem jungen Mann selber abrechnen und beginnt seine Rache minutiös zu planen …

Auch wenn es vielleicht wie eine abgedroschene Phrase klingen mag, gehört „Eden“ doch zu den Romanen, die ich nur wegen den notwendigen Übeln des täglichen Lebens aus der Hand legen konnte, wie beispielsweise meinem Beruf nachzugehen. Ansonsten konnte ich es kaum erwarten der Zombie-Apokalypse beizuwohnen. Setting und Plot sind nicht allzu neu und wurden bereits in einschlägigen Filmen mehrfach dargestellt. Tommy Arlin hat es jedoch meisterhaft verstanden, die besten Zombie-Szenarien in einem Buch glaubhaft zu verarbeiten. Da gibt es die Kleingruppe, die sich in relativ kleinen Gebäuden vor den Untoten verschanzt, und eine ganze Siedlung, die sich eine Oase in der von Zombies verwüsteten Zivilisation errichtet hat. Militär-, Polizei- und Nationalgardisten-Einheiten liefern sich blutige Gefechte mit den lebenden Toten und ergreifende Einzelschicksale heben den Roman über das herkömmliche Zombie-Massaker hinaus. Darüber hinaus ist „Eden“ wohl der erste und einzige Zombie-Roman, in dem beide Abarten der Untoten ihren Platz gefunden haben. Die Rede ist zum einen, von den herkömmlichen, langsam umherwankenden Zobmies, wie wir sie aus „Night of the Living Dead“ und „Dawn of the Dead“ kennen und lieben. Zum anderen gibt es aber auch die sogenannten Sprinter, jene rennenden, kreischenden Kannibalen, die das Publikum im Remake von „Dawn of the Dead“ und „28 Days Later“ schockierte. Wirklich einzigartig und äußerst gelungen ist die Erzählstruktur von „Eden“, denn es gibt keinen linearen Handlungsfaden. Vielmehr springen die Kapitel zwischen der Gegenwart, in der Harris dem Verräter eine Falle stellt, und Szenen aus der Vergangenheit, in denen die Seuche gerade erst ausgebrochen ist oder die Protagonisten weitere Weggefährten kennen lernen, hin und her. Die Schicksale einzelner Bewohner Edens wird ebenso zum Thema gemacht, wie die Hinrichtung des sadistischen Despoten Graham. Gelangweilt habe ich mich bei dem 470 Seiten starken Zombie-Epos jedenfalls keine Sekunde lang und ich kann mit Abstand behaupten hier einen der besten Zombie-Romane gelesen zu haben, wenn nicht sogar DEN besten. Trotz Monchinkis Schilderung des Schriftstellers Tommy Arlin als ruhelosen Globetrotter und Lebemann, wird „Eden“ auf amerikanischen Websites als Beginn einer Trilogie vorgestellt. Das gibt Anlass zur Hoffnung, bald wieder einen neuen, anspruchsvollen und dennoch klassischen Zombie-Roman in Händen zu halten. Wer Zombies mag, wird „Eden“ lieben, auch diese Phrase trifft voll und ganz auf den Roman zu, der jedem Horror-Fan wärmstens ans Herz gelegt sei.

http://www.paperbackswap.com/Eden/book/1934861170/
© http://www.paperbackswap.com/Eden/book/1934861170/

LITERRA EMPFIEHLT
Beitrag vom 30. Jan. 2011


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