Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Specials > LITERRA EMPFIEHLT > Die Katze, die mein Leben veränderte

Die Katze, die mein Leben veränderte

BOB, DER STREUNER

James Bowen
Roman / Tiergeschichten

Bastei
Originaltitel: A Street Cat Named Bob

Taschenbuch, 252 Seiten
ISBN: 978-340460693-1

Mai. 2013, 1. Auflage, 8.99 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich


LITERRA EMPFIEHLT LITERRA EMPFIEHLT

Dann kam der Bus, und ich stieg vorne ein. Es war einer dieser alten roten Doppeldecker, bei denen man auch hinten aufspringen kann. Ich lief durch den Bus zur letzten Reihe, verstaute meine Gitarre im Gepäcknetz und wollte mich gerade hinsetzen, als ich ganz kurz etwas Rotes aufblitzen sah. Noch bevor ich Luft holen konnte, war Bob auf den freien Sitz neben mir gesprungen und hatte sich wie selbstverständlich dort ausgestreckt.
Fassungslos starrte ich ihn an und blickte dabei der Wahrheit ins Auge: Diese Katze werde ich nie wieder los. Als hätte Bob eine Sperre in meinem Kopf gelöst, konnte ich mir endlich eingestehen, dass er aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken war.
Ich klopfte mit der Hand einladend auf meinen Oberschenkel, und Bob kletterte sofort auf meinen Schoß. Als die Schaffnerin kam, lächelte sie zuerst Bob an und dann auch mich. Sie war eine fröhliche Frau aus der Karibik. „Ist das Ihre Katze?“, fragte sie, während sie Bob streichelte.
„Ich glaube, ja“, erwiderte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.


Kinder und Tiere haben einen hohen Vermarktungswert, sagt man. Wer ein Produkt an den Mann oder die Frau bringen will ist gut beraten in der Werbung schnuckelige Babys und niedliche Tiere einzusetzen. Ähnlich verhält es sich auch auf dem Buchmarkt. Dabei reicht es natürlich nicht den Umschlag entsprechend zu gestalten, immerhin sollte dieser nach Möglichkeit mit dem Inhalt konform gehen. Mit anderen Worten: Ist ein Tier auf dem Cover abgebildet, sollte das Buch auch von einem Tier handeln. Basiert die Geschichte dann auch noch auf einer wahren Begebenheit oder ist gar ein Erfahrungsbericht, dürfte der Absatz gesichert sein. Natürlich nur solange wie es auch hier kein Überangebot an entsprechender Literatur gibt. Am besten eignen sich Tiere, zu denen der Mensch einen engen Bezug hat, nach Möglichkeit nicht unbedingt als Nahrungslieferant. Schnell gelangt man zu den beliebtesten Haustieren des Menschen – den Katzen und Hunden. In dem vorliegenden Buch, dass ich den Lesern hier wärmstens empfehlen möchte, geht es um eine Katze, genauer gesagt einen Kater mit Namen Bob.

Bob lebt in London. Wo und wie er aufwuchs ist bis heute nicht bekannt. Bob selbst hält darüber Stillschweigen und ist dahingehend zu keiner Aussage zu bewegen. Irgendwann wurde Bob verletzt und konnte sich nicht mehr angemessen und regelmäßig ernähren. Zumindest eine gewisse Zeit lang muss Bob sich auf den Straßen Londons herumgetrieben haben, bevor ihn das Schicksal in das Wohnhaus von James Bowen trieb. James ist Straßenmusiker und mitten in einem Drogenentzug, doch der verhärmte Kater vor der Tür erweicht sein Herz. Zunächst ist James noch der festen Überzeugung, dass Bob irgendwo ein Heim hat, doch am nächsten Tag sitzt er immer noch an derselben Stelle. James füttert ihn und fasst schließlich den Entschluss den armen, kleinen Kerl aufzupäppeln und untersuchen zu lassen. Von da ab ist der gemeinsame Weg der beiden Randexistenzen vorgezeichnet. Bob dankt James dessen Fürsorge mit seiner bedingungslosen Treue, James indes bietet dem orangeroten Kater ein Heim und regelmäßige Mahlzeiten. Trotzdem muss James weiterhin seiner Arbeit als Straßenmusiker nachgehen, um sein karges Einkommen zu sichern. Als er Bob eines Tages mitnimmt, um ihn wieder in die Freiheit und Unabhängigkeit zu entlassen, verfolgt ihn Bob, und springt sogar in den Bus, um seinen neuen Freund nicht zu verlieren. Da steht für James fest, dass Bob ein Teil seines Lebens bleiben wird. Wie wichtig dieser Teil allerdings sein wird, findet James erst heraus, als er nicht nur den Drogenentzug durchleidet, sondern auch als er eine neue Arbeit als Straßenverkäufer der Zeitschrift „The Big Issue“ beginnt. Die meisten Menschen, denen James und Bob begegnen, sind von dem orangen Fellknäuel begeistert. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten, und nicht alle Kollegen gönnen James den Erfolg …

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch den Newsletter von Bastei Lübbe und aus reiner Neugier habe ich den Titel angeklickt. Normalerweise lese ich solche Bücher nicht so gern, von dem Vorurteil ausgehend, dass sie schnulzig geschrieben seien oder schlussendlich einfach tragisch enden. Außerdem neigen Tierbesitzer dazu ihre Schützlinge zu vermenschlichen, was häufig ziemlich albern klingt, vor allem wenn es niedergeschrieben und gedruckt wird. Ich weiß wovon ich rede, immerhin leben zwei Katzentiere bei mir. Natürlich spielte meine Affinität zu Katzen eine große Rolle, als ich mich dafür entschied das Buch zu lesen. Ich könnte jetzt behaupten, dass man „Bob, der Streuner“ auch mögen wird, wenn man Katzen nicht ausstehen kann, doch das wäre gelogen. Vermutlich wird aber auch niemand, der Katzen nicht mag, das Buch kaufen und dieser Artikel wird daran gewiss nichts ändern. Vielmehr soll er die unzähligen Katzenliebhaber auf das Buch aufmerksam machen, denn diese eher ungewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Tier ist wirklich einzigartig. Ich muss auch gestehen, dass ich die vielen Youtube-Videos mit James und Bob gar nicht kannte, bevor ich das Buch gelesen habe, ebensowenig die Zeitschrift „The Big Issue“. Um die tiefe der Beziehung zwischen James und Bob zu begreifen ist es unbedingt notwendig auch die menschliche Biografie hinter der Geschichte zu kennen. Herausgekommen ist ein sehr flüssig und unterhaltsam geschriebenes Buch, in dem James Bowen seine Freundschaft zu Bob chronologisch von ihrer ersten Begegnung an schildert. Der Tenor des Buches ist sehr warmherzig, aber auch humorvoll und bisweilen auch ein wenig tragisch. Selbstverständlich interpretiert James in einige von Bobs Gesten menschliche Botschaften hinein, was aber nie kitschig wirkt und sogar nachvollziehbar ist. Ich war beim Lesen tatsächlich gerührt von den Erlebnissen der beiden Überlebenskünstler und habe mit ihnen mitgefiebert als sie angepöbelt und bedroht wurden. Manchmal habe ich ein paar Fotos oder einen Bildteil in der Mitte des Buches vermisst. Aber immerhin ist neben dem Klappentext auf der Rückseite des Bandes eine farbige Fotografie abgebildet, auf der James und Bob zu sehen sind.
Stören tun eigentlich nur diverse Formulierungen, bei denen Kommentare und Dialoge gegrinst oder gelächelt werden. Das liegt aber in erster Linie in der Verantwortung des Übersetzers und des Lektorats solche Scharten auszuwetzen.
Was das Buch aber darüber hinaus so interessant und vielschichtig macht, ist, dass James Bowen nicht nur von Bob erzählt, sondern auch von seiner Drogenabhängigkeit und dem -entzug. Außerdem beschreibt er sehr lebhaft die Straßen Londons, so dass man selbst Lust bekommt dort auf die Suche nach James und Bob zu gehen.

„Bob, der Streuner“ ist ein Buch, das Hoffnung gibt und zugleich eine Geschichte voller Warmherzigkeit und Mitgefühl erzählt, ohne auch nur eine Zeile lang kitschig zu werden. Vermutlich weil es eine Geschichte ist, die das Leben schrieb.

James & Bob
James & Bob
© http://consciouscat.net/2012/04/27/book-review-...

LITERRA EMPFIEHLT
Beitrag vom 28. Jun. 2013


Weitere Beiträge

H. P. Lovecraft: Horror- & Fantasygeschichten
Florian Hilleberg - Buch / Hörbuch
29. Dez. 2013
H.P. Lovecraft – Die Hörspiele von Titania Medien
Florian Hilleberg - Buch / Hörbuch
11. Okt. 2013
Der Middle-Temple-Mord
Florian Hilleberg - Buch / Hörbuch
23. Jul. 2013
Alle weiteren Beiträge finden Sie auf der Übersichts-Seite.

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info