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Vampirroman und düstere Zukunftsvision

ICH BIN LEGENDE

Richard Matheson
Roman / Horror

Heyne

Taschenbuch, 400 Seiten
ISBN: 978-345350155-3

Jan. 2008, 1. Auflage, 8.95 EUR
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Und der Lärm draußen quälte seine Ohren wieder. „Komm raus, Neville!“
Er schluckte. Zitternd kam der Atem über seine Lippen. Komm raus! Die Frauen waren dort draußen, mit offenen Kleidern oder ganz ohne. Ihre Haut wartete nur auf seine Liebkosung, ihre Lippen warteten auf …
Mein Blut, mein Blut!


Pünktlich zum Erscheinungstermin der DVD zu dem neuen Film mit Will Smith, gönnen wir uns einen Blick auf die literarische Vorlage, die Richard Matheson im Jahr 1954 verfasste. Der Roman, kurz nach dem zweiten Weltkrieg geschrieben, gehört zu den besten und eindringlichsten Variationen des Vampir-Themas und wurde nicht umsonst bereits zum dritten Mal verfilmt. Beim ersten Mal stand noch Vincent Price in der Hauptrolle vor der Kamera. Beim zweiten Mal verkörperte Charlton Heston Robert Neville in „Der Omega-Mann“. Doch all die audiovisuellen Interpretationen stehen weit hinter dem geschriebenen Wort zurück, wie so oft. Ich versuchte bereits lange vor der Neuauflage des Heyne-Verlags an ein Exemplar dieses Buches heranzukommen und scheiterte kläglich. Auf Flohmärkten und in Antiquariaten erlitt ich regelmäßig Schiffbruch und im Internet wurden horrende Preise für mehr oder weniger gut erhaltene Taschenbuchausgaben verlangt. Dann kam die rettende Nachricht, dass es eine weitere Verfilmung des Stoffes geben würde und ich dachte so bei mir, dass sich der Heyne-Verlag mit Sicherheit diese Gelegenheit nicht entgehen lassen würde, den Roman erneut aufzulegen. Und richtig. Die Novelle von Matheson erschien nicht nur in einem ansprechenden Gewand sondern auch mit einem besonderen Bonus, denn neben der Titelstory, beinhaltet das Taschenbuch auch zehn weitere Kurzgeschichten des Autors, so dass es der Band auf stolze vierhundert Seiten bringt. Sämtliche Geschichten sind dem Horror-Genre zuzuordnen und wenngleich die Kurzgeschichten von sehr unterschiedlicher Qualität sind, so lohnt sich die Anschaffung schon allein wegen dem grandiosen Endzeitspektakel „Ich bin Legende“.
Robert Neville ist der letzte Überlebende nach einer tückischen Seuche, welche die Menschheit binnen kürzester Zeit dezimiert hat. Seitdem kämpft Neville einen einsamen Kampf ums Überleben und sucht zu gleich fieberhaft nach einer Erklärung für die seltsame und grauenhafte Mutation der Menschen, die sich in blutdurstige Vampire verwandelt haben.
Schon in diesem frühen Werk zeigt Matheson, erstaunlich viel Weitsicht und offenbart ein enormes Fachwissen. Die Suche Nevilles, nach der Ursache des Vampirismus ist authentisch und wurde sehr anschaulich wiedergegeben. Dabei spielt der Autor gekonnt auf der Klaviatur menschliche Emotionen. Verzweiflung, Wut, Resignation und Hoffnung geben sich die Klinke in die Hand und selbst der bissige Galgenhumor kommt nicht zu kurz. Besonders in einer sehr unheimlichen Szene kommt dieser zum Tragen, als Nevilles ehemaliger Nachbar um sein Haus schleicht.

„Komm raus, Neville!“, brüllte er.
Eines Tages schnapp ich mir diesen Bastard, dachte er, während er einen tiefen Schluck seines bitteren Drinks nahm. Eines Tages schlag ich ihm einen Holzpflock mitten in sein verdammtes Herz. Und für ihn mach ich ihn extra dreißig Zentimeter lang und bind ein Schleifchen drum!


Nevilles Kampf spielt sich auf etwas mehr als 200 Seiten und in einem Zeitraum von gut drei Jahren ab und wartet mit einem dramatischen Finale auf. Ich habe es sehr genossen diesen Roman zu lesen, der unter meinen belletristischen Vampirbüchern immer einen Ehrenplatz einnehmen wird.
Ebenso interessant, wenngleich sehr schwankend in ihrer sprachlichen und stilistischen Qualität sind die zehn Kurzgeschichten, welche die zweite Hälfte Buches einnehmen:

Verborgene Talente
Der Betreiber eines Wurfstandes auf einem Jahrmarkt bekommt eines Tages von einem sehr seltsamen Kunden Besuch.
Diese Geschichte zeugt ebenfalls von sehr viel Einfallsreichtum und liest sich sehr spannend und teils auch recht amüsant.

Die unlängst Verschieden
Bitterböse und mit schwarzem Humor berichtet Mathseon von einem Mann, der die Beerdigung seiner Frau in Auftrag gibt.

Beute
Eine junge Frau wird von einer besessenen Puppe terrorisiert.
In dieser Story beweist Matheson sein großartiges Talent für psychologischen Horror und gelungene Pointen.

Hexenkrieg
Sprachlich gewöhnungsbedürftig, aber auch recht brutal schildert der Autor, den Krieg zweier Nationen, in dem sich eine der Parteien der Hilfe von Hexen bedient.

Totentanz
Einer der schwächeren Beiträge dieses Buches. In einer dunklen Zukunft, erleben vier Jugendliche einen Trip, der sie das Fürchten lehrt. Hier kommt ein wenig die Atmosphäre von Zombie-Filmen auf. Leider ist die Geschichte aber zu Anfang sehr zäh und verworren geschrieben worden.

Ein weisses Seidenkleid
Psycho lässt grüßen. Sehr schöne und unheimliche Geschichte, die beweist, dass gerade in der Kürze die Würze liegt.

Irrenhaus
Auch hier beschreibt Matheson eindrucksvoll die Facetten menschliche Empfindungen. Auch wenn die Geschichte teilweise sehr ausladend und langatmig ausgefallen ist, liest sie sich recht flott und entschädigt mit einer guten Pointe.

Die Bestattungsfeier
Freunde des schwarzen Humors kommen hier voll auf ihre Kosten und es hat Matheson sichtlich Spaß gemacht diese Story zu schreiben.

Aus den Schatten
Ein Mann wird zum Opfer eines grausamen Fluchs und nur eine bizarre, schreckliche Zeremonie kann ihn retten.
Diese Geschichte kann nicht vollends überzeugen, ist sie doch ein wenig langweilig geworden und weist auch keinen wirklichen Aha-Effekt auf.

Von Mensch zu Mensch
Ein Mann hört des Nächtens das Läuten eines Telefons, welches aber scheinbar nur in seinem Kopf ertönt. Als ein Arzt ihm rät abzunehmen, ertönt tatsächlich eine Stimme, die dem Mann Unglaubliches offenbart.
Das Buch endet mit einem echten Paukenschlag, denn diese Kurzgeschichte gehört zu den besten des ganzen Buches und lässt den Leser bis zuletzt im Ungewissen, was Wahrheit und was Illusion ist.

Für Liebhaber der klassischen Horror-Literatur ist dieses Buch ohnehin ein Muss. Wer aber darüber hinaus auch auf gut durchdachte Vampir-Geschichten steht und wissen will, von wem sich selbst Stephen King hat inspirieren lassen sollte unbedingt lesen. Es spricht für sich, dass dieses Buch bereits kurz nach Erscheinen vergriffen und nachgedruckt werden musste. Ich bin jedenfalls froh es in meine Sammlung aufnehmen zu dürfen.

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LITERRA EMPFIEHLT
Beitrag vom 31. Mai. 2008


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