rezensiert von Thomas Harbach
Mit dem zweiten Roman seines frühen Homanx Zyklus erweitert Alan Dean Foster die Basis, auf der der größte seines Romanwerks inclusiv der Abenteuer um Flinx und seinen Minidrachen, aber auch inzwischen die Romane um die Eissegler von Tran-Ky-Ky gehören. Im ersten Band griff der versierte Autor auf das Schicksal zweier Individuen zurück- einem Menschen und einem insektoiden Thranx, beide Außenseiter ihrer Rasse- , um die erste Annäherung zwischen den ungleichen zukünftigen Verbündeten zu beschreiben. Durch diesen literarischen Kniff konnte der Autor seine Stärke -Charakterisierung von fremdartigen Wesen in Extremsituation- in eine Rahmenhandlung packen, die sowohl Experten seines Werkes als auch Newcomer gleichermaßen ansprach.
Neue Konflikte zwischen den gerade zusammenwachsenden Völkern droht durch einen Anschlag auf Argus V, einen der wenigen für Menschen geeigneten Planeten. Die gesamte menschliche Bevölkerung wird ausgelöscht. Da man keine Hinweise auf die Täter findet, richtet sich Volkes Zorn und jeder Verdacht auf die Thranx. Die zarten diplomatischen Bande drohen ins Nichts zu gehen und ein Krieg scheint unvermeidlich. Vorurteile von den Furcht erregenden, stinkenden und Menschen fressenden Insekten kommen auf.
Wer sich seit Jahren in Alan Dean Fosters Homanx Universum bewegt, wird schnell die Guten -Menschen und Thranx- sowie die Bösewichter - die menschenähnlichen Pilar, die der Autor in diesem Roman in die Historie einführt - auseinander halten können. Das ist die Schwierigkeit, wenn ein Autor in seinem Universum zurückgeht und die einzelnen inzwischen historischen Perioden mit Geschichten füllen möchte. Der erfahrene Leser erkennt und kennt den Ausgang der Geschichte. Trotzdem ist der Roman im Gesamtkontext ein wichtiges Buch. Vorsichtig im Rahmen der Actionhandlung schließt Foster eine Reihe von Lücken . Im Gegensatz zu dem ersten Band des Zyklus fehlen allerdings neue und überraschende Momente.
Betrachtet man den Roman als einzelnes Abenteuer, dann fällt zuerst auf, wie sehr sich Foster immer wieder bemüht, die erste Zusammenarbeit zwischen Insektoiden und Menschen als gewaltigen, Grundfeste erschütternden Schritt zu einem neuen offeneren Bewusstsein darzustellen. Geschickt spielt er mit den heute verstärkt fremden Kulturen gegenüber aufgebauten Klischee. Dadurch bekommt insbesondere dieser Roman eine beklemmende Aktualität. Er führt die menschenähnlichen Pitar ein und führt dem Leser deutlich vor Augen, wie leicht sich die Menschen immer noch von den Äußerlichkeiten beeinflussen lassen und wie wenig sie bereit sind, in das Innere eines Wesen zu schauen. Erst als das wahre Wesen der Pitar offenbart wird - die Zerstörung sämtlicher fremder Rassen, auf die sie auf ihren Expeditionen stoßen - erkennt der Mensch seinen Fehler.
Die Thranx - eine gereifte und erfahrene Rasse - verzeiht den Menschen ihre Fehler und hilft den neuen Verbündeten, die Gefahr vorerst abzuwenden.
Obwohl der Roman spannende Elemente enthält, hinterlässt er Leser, die sich für die Gründung des Commonwealth interessieren im Gegensatz zum ersten Band unbefriedigt zurück. Die Gefahr von den Pitar erinnert zu sehr an Themen der STAR TREK Kinofilme, in denen in die kurze Spielfilmhandlung unbedingt ein Actionelement integriert werden muss Alan Dean Foster intensiviert die Beziehung zwischen den Menschen und Thranx in diesem Roman nur oberflächlich und verfällt zu leicht in die typischen Klischees billiger SF Romane. Litt der erste Band des Zyklus gleichfalls unter einer nachvollziehbaren Handlung in Kombination mit einer sehr starken Charakterisierung der einzelner Protagonisten und dem Bedürfnis, dem Leser ein echtes Gefühl für diese Begegnung zweier Rassen zu geben, gelingt es Foster hier nicht, die unterhaltsame und routiniert gestaltete Handlung durch eine zweite Ebene zu untermauern.
Im Gegensatz zu seinen oft humanistischen und friedfertigen Lösungsansätzen gleicht die gezielte, provozierte aber rücksichtslose Vernichtung der Pitar eher den Space Operas der vierziger Jahre als seinen sonstigen Geschichten. Es stellt sich unbewusst die Frage, ob Foster Strömungen der politischen Veränderung in den USA vorwegnahm - das Buch erschien im Jahr 2000 in den Staaten - oder eine neue Leserschaft suchte, die in erster Linie Military SF zu einem großen Verkaufsschlager in Häusern wie BEAN gemacht hat.
Der Leser erfährt zu wenig über die Thranx, ihre Kultur, ihre Gesellschaft und zu wenig aus ihrem Blickwinkel über die wilden, emporstrebenden Menschen. Der Gründerprozess, den Foster mit dieser Serie vorstellen wollte, bleibt in diesem Roman außen vor. Trotzdem gelang Alan Dean Foster ein routiniert unterhaltsamer Roman, eine lesenswerte Geschichte, viel besser als die gequälten lustigen Fantasy Abenteuer aus seiner Feder, aber kein weiterer Schritt im Zusammenwachsen der Thranx und Menschen. Damit hat er das sich selbst gesetzte Ziel in diesem Roman deutlich verfehlt.
Alan Dean Foster: "Klagelied der Sterne"
Roman, Softcover
Bastei 2005
ISBN 3-4042-4333-1
Leserrezensionen
:: Im Moment sind noch keine Leserrezensionen zu diesem Buch vorhanden ::
:: Vielleicht möchtest Du ja der Erste sein, der hierzu eine Leserezension verfasst? ::
|