Literatur im Lichthof (Ausg. 5/2014) - Zoom
Bernhard Aichner: Totenfrau. Thriller.
Bernhard Sandbichler
Josef Feichtinger: Kämpfen für das Heiligste. Tiroler Stimmen zum Ersten Weltkrieg. Mit einem Vorwort von Oswald Überegger und einem Audio-Feature unter der Regie von Luis Benedikter. Doch Willram und Reimmichl sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Namen derer, die literarische Kriegspropaganda gemacht haben, Männer wie Frauen, sind Legion. Hier seien willkürlich einige namentlich genannt: Marie von Buol, Rudolf Greinz, Karl Emerich Hirt, Franz Kranewitter, Bartholomäus Del Pero, Klara Pölt-Nordheim, Karl Zangerle. Natürlich sind in den Texten deutliche Unterschiede und Abstufungen in der Motivation zu bemerken; manche mögen tatsächlich für die Ermunterung der Soldaten und der Menschen im Hinterland gedacht gewesen sein und auch als solche gewirkt haben. Als Gegengewichte zu den vielen martialischen tirolischen Äußerungen hat Feichtinger immer wieder kriegskritische Texte eingebaut, u.a. von Karl Kraus, Kurt Tucholsky, Hermann Hesse. Aber es gibt, wenn auch wenige, kritische Stimmen aus Tirol, die der Kriegsverherrlichung nicht das Wort reden. Etwa Georg Gallmetzers Tagebuchaufzeichnungen, die freilich erst 1999 erschienen sind und also nicht der Zensur unterlagen. Er kritisiert immer wieder unverblümt seine inkompetenten Vorgesetzten, auch wenn er anfänglich auch von der patriotischen Begeisterungswelle mitgenommen wird. Auch Kriegsgräuel schildert er offen und scheut sich nicht, die vielgeschmähten Russen mit den Österreichern zu vergleichen. Und da ist auch Ludwig von Ficker mit den Briefen an seine Frau Cissi, an Kraus und Ludwig Wittgenstein, und einige seiner „Brenner“-Mitarbeiter: Georg Trakl mit „Grodek“, Theodor Haecker mit seinem Essay „Der Krieg und Führer des Geistes“, Carl Dallago mit seiner Broschüre „Ueber politische Tätigkeit, den Krieg und das Trentino“ und seinen Gedichten, Josef Leitgeb (der seine Jugend im Weltkrieg verlor und dann auch noch den Zweiten Weltkrieg aktiv mitmachen musste) mit seinen Kriegserinnerungen, Richard Huldschiner, dem mit seinem Text „Standschützen auf der Wacht“ laut Feichtinger „eine der schönsten Schilderungen aus dem Krieg“ gelingt. Doch war da auch noch ein Joseph Georg Oberkofler, der das Leid der Mütter ganz im katholischen Sinn durch die Unterwerfung in den Willen Gottes sublimieren lässt (laut Feichtingers spitzigem Kommentar) und ein Arthur von Wallpach, dessen Gedichtband „Wir brechen durch den Tod“ eine Fundgrube für Feichtinger war, denn für Wallpach war der Krieg lange Zeit ein „frohes Fest“, der Kampf eine echte Bewährungsprobe für die Männer. Feichtinger hat versucht, seine Texte thematisch zu gliedern: Der Anfang, Militärs, Feinde, Religion, Tirolismus, Frontalltag, Frauen im Krieg, Kriegsopfer, Zusammenbruch. Diese Gliederung hat selbstverständlich ihre Tücken, Überschneidungen sind vorprogrammiert. So kommt es zu Wiederholungen, manchmal wohl auch dadurch bedingt, dass Feichtinger seine vielen Funde eben auch unterbringen wollte, was verständlich ist, wenn man sich die große Arbeit vor Augen hält, die in dieser Auswahl und Zusammenstellung steckt. In manche bio-bibliografische Angabe, die jedem Autor einer derartigen Sammlung wie immer in letzter Sekunde noch abgerungen wird, haben sich einige Fehler eingeschlichen. Es ist eben ein nicht unwesentlicher Unterschied, ob Dallago seine Kritik an Mussolini „Die Diktatur des Wahns“ 1938 verfasst hat, oder richtig schon zehn Jahre früher, 1928. Als letztes Kapitel hat Feichtinger Texte zusammengestellt unter dem Titel „Vom Weltkrieg in den Weltkrieg“. Eindrucksvoll wird vorgeführt, wie nahezu zwangsläufig der Zweite Weltkrieg auf den ersten folgte. Und da waren es die Weltkriegsromane eines Anton Graf Bossi-Fedrigotti, eines Luis Trenkers, eines Karl Springenschmids, eine Oswald Menghins – Dokumente des „Militarismus“, die laut Feichtinger bereits den „Trommelklang einer kommenden Zeit“ (des Nationalsozialismus) hören, die „das Soldatentum der Deutschen“ verherrlichen. Dem Buch beigelegt ist eine CD, betitelt mit „Der Heilige Krieg“, konzipiert und gestaltet von Jutta Wieser (Aufnahmeregie und Sprecher: Luis Benedikter). Schauspieler lesen Texte aus dem Buch, es gibt aber auch historische Aufnahmen, etwa von Kaiser Franz Joseph und Viktor Dankl, Interviews mit Josef Feichtinger und Ulrike Kindl, die eindeutige Aussagen zum Krieg macht: „Es gibt keinen Krieg, der verteidigt werden kann, der gerecht ist. Es gibt nur unfähige Politiker, die einen Krieg nicht verhindern können.“
Irene Heisz, Julia Hammerle: Tirol - hoch hinaus und tief verwurzelt. Von Zugspitzblick bis Aguntum. Magische Zahlen für Reisende
Ju Innerhofer: Die Bar. Eine Erzählung.
Gerhard Kofler: Das Universum der kostbaren Minuten / L‘ universo dei minuti preziosi. Band 1 der Trilogie Gedächtnis der Wellen / La memoria delle onde.
Waltraud Mittich: Abschied von der Serenissima. Roman. Im Zentrum: die am Rande der Geschichte Stehenden
Herbert Rosendorfer: Ich beginne, an der Nicht-Existenz Gottes zu zweifeln … Letzte Gespräche. Herausgegeben von Julia Rosendorfer und Paul Sahner. Mit 23 s/w-Fotos und zahlreichen Zeichnungen und Faksimiles.
Herbert Rosendorfer: Martha. Von einem schadhaften Leben. Roman.
Judith W. Taschler: Apanies Perlen. Vier Erzählungen.
Judith W. Taschler: Roman ohne U. Wien. Problematische Ironie des Schicksals
Verena Teissl: Kulturveranstaltung Festival. Formate, Entstehung, Potenziale. Vera Vieider: Gebettete Landschaft. Gedichte. Mit einem PVC-Schnitt von Josua Reichert.
Wir wünschen der Autorin, dass sie dem Roten, dem Stechenden aber auch Leuchtenden, und dem Glühenden in ihren zukünftigen Büchern weiten Raum gebe. Gebettete Landschaft ist eine verheißungsvolle Ankündigung: Am Horizont / rot durchzogen die Naht …
Erika Wimmer: Nellys Version der Geschichte. Roman. |
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