Es ist ein ernüchterndes Ergebnis für deutsche Arbeitgeber: Laut einer aktuellen Umfrage von Stepstone möchte nur knapp ein Viertel der Fach- und Führungskräfte bis zur Rente beim gegenwärtigen Unternehmen bleiben. 68 Prozent der 5.600 Befragten sagten, dass sie sich nicht vorstellen können, bis ins Rentenalter bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Weitere acht Prozent wollen innerhalb des Unternehmens wechseln. Mitarbeiter-Loyalität ist also eine echte Baustelle für die Unternehmen, sagt Stepstone. Verschärft sich die Situation am Arbeitsmarkt, haben die Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nicht halten können ein doppeltes Problem. "Gerade in Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, zum Beispiel Spezialisten aus den Bereichen IT, Ingenieurswesen, Finanzen oder Naturwissenschaften zu finden, ist es besonders wichtig, die Loyalität der bestehenden Arbeitnehmer zu fördern", sagt Sebastian Dettmers, Geschäftsführer von StepStone Deutschland in Düsseldorf.
Diese Interpretation klingt zwar einleuchtend. Die spannende Frage ist aber, ob es nur um Loyalität zum aktuellen Arbeitgeber geht, oder ob diese Einschätzung der Befragten nicht auf einer ganz realistischen Sicht auf den Arbeitsmarkt beruht. Karrieren wie im letzten Jahrhundert, als viele Arbeitnehmer noch von der Lehre bis zur Rente bei einem Arbeitgeber waren, sind heute einfach selten. Aktionen wie die Flashmob-Aktion der Bayer-Belegschaft zum 40. Jubiläum eines verdienten Kollegen sind die Ausnahme. Heute gilt: Wer länger als 5 Jahre bei einem Arbeitgeber ist, hat es schon lange ausgehalten. Gerade im Kommunikationsbereich finden sich Karrieren, wo Leute fast jährlich den Arbeitgeber wechseln.
Interessante Ergebnisse liefert auch der internationale Vergleich: Stepstone hat die Umfrage nämlich parallel in acht europäischen Ländern durchgeführt. Am loyalsten sind dabei die Franzosen: 43 Prozent können sich nicht vorstellen, den aktuellen Arbeitgeber zu verlassen. Dänen, Schweden und Niederländer fühlen sich ihrem gegenwärtigen Brötchengeber ähnlich wenig verpflichtet wie die Deutschen.
Dieser Blog wurde verfasst von:
Raoul
Fischer
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