veröffentlicht am 25.10.2010 13:45 Uhr in
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Von: Susanne Herrmann
Anbandelmaschine: Beichte einer Facebook-Verweigerung
Bist du bei Facebook?
Nein, nicht Sie (obwohl ... sind Sie? Sicherlich, oder?): Das ist eine viel gehörte Eröffnungsfrage in dieser Zeit. Beinah schämt man sich ein bisschen, wenn man „Nein“ murmelt. Als habe man soeben zugegeben, kein Mobiltelefon zu besitzen und grundsätzlich nie Zeitung zu lesen.
Nun habe ich mir vorgenommen, mein „Nein“ in Zukunft mit mehr Rückgrat zu schmettern. Ich bin nämlich durchaus ein moderner Mensch, ich sitze oft (und gern!) vor dem Computer, telefoniere mit meinem Smartphone, pflege eine innige Beziehung zu meinem iPad und empfinde das Internet meistens als große Erleichterung meines Alltags und selten als Bedrohung.
Aber Facebook, Xing und die Lokalisten ... Das ist was für jene, die sich darstellen möchten. Dieses Bedürfnis ist mir nicht vollkommen fremd, sonst würden Sie diese Zeilen nicht lesen (was Sie hoffentlich gern tun). Aber der Welt mitzuteilen, dass ich mir gerade eine Tasse Kaffee mache, dass ich Handtaschen von Desigual spitze finde („Susanne Herrmann gefällt das.“ Schauder.), dass ich durch Manhattan schlendere (und du nicht! Ha!): Das fühlt sich für mich eher so an, als würde ich splitterfasernackt U-Bahn fahren: Ich präsentiere meine Vorzüge und Problemzonen der ganzen Welt, wo sie keinen interessieren und niemanden etwas angehen. Ich weiß nicht recht, weswegen ich das tun sollte.
Soziale Netze sind in meinen Augen schlicht Anbandelmaschinen für Hoffnungsfrohe: Firmen simulieren persönliche Kontakte zu Menschen, die hoffentlich eines Tages gutes Geld für ihre Produkte ausgeben. Geschäftsleute spekulieren auf Kontakte, die ihnen eines Tages hoffentlich Neugeschäft oder einen besseren Job anbieten. Privatleute wünschen sich sehnlichst jemanden, der mit ihnen erst ins Kino und eines Tages hoffentlich ins Bett geht.
Darauf läuft es doch eigentlich immer hinaus. Schön, wenn das klappt. Ich selbst aber verkaufe nichts, suche keinen neuen Arbeitsplatz und bin kein Single.
Nein, ich bin nicht bei Facebook, und das wird hoffentlich so bleiben. Ich verfolge, was dort geschieht, bin fasziniert von der Dynamik und hin und wieder unglaublichen Kreativität, die Soziale Netze entfesseln. Für Unternehmen mag ein Facebook-Auftritt unschätzbare Vorzüge haben, nicht zuletzt die Ersparnis von Millionen an Mediageldern. Wenn es um echte Menschen geht, ziehe ich jedoch persönliche Kontakte im wahren Leben vor. Susanne Herrmann ist bei Facebook und Xing nicht am rechten Platz. Ich wette, Sie haben mich nicht vermisst. Susanne Herrmann gefällt das.
Schlagworte: Xing Lokalisten Soziale Netze iPad Facebook Social Media
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