veröffentlicht am 19.04.2010 13:54 Uhr in
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Von: Gregory Lipinski
Das Comeback von Stefan Aust
Es war ein schwerer Schlag für sein Berufsleben: Anfang Februar 2008 wurde Stefan Aust beim Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel" als Chefredakteur freigestellt. Zwei Jahre danach könnte der ehrgeizige Medienmacher nun in Berlin die Chance bekommen, seiner beruflichen Laufbahn doch noch die Krone aufzusetzen: denn für die Entwicklung seines geplanten Magazins unter dem Arbeitstitel „Die Woche“, das am politischen und journalistischen Pulsgeber Berlin sitzen soll, hat er endlich geeignete Investoren gefunden: den Essener WAZ-Konzern und den Berliner Zeitungsriesen Axel Springer.
Damit hat er sich die besten Vorausetzungen verschafft, dass millionenschwere Magazin-Vorhaben möglicherweise noch im ersten Halbjahr an die Kioske zu bringen. Denn beide Verlagshäuser haben nicht nur den finanziellen Atem, den Titel gegen etablierte Konkurrenten wie "Spiegel", "Focus" & Co. durchzusetzen. WAZ-Chef Bodo Hombach und Axel Springer-Chef Mathias Döpfner dürfte auch der Ehrgeiz packen, dass Projekt trotz der gegenwärtigen Krise an den Anzeigenmärkten und einem tiefgreifenden Umbruch in der Medienwelt umzusetzen und langfristig zum Erfolg zu führen. Werten doch beide Unternehmen hierdurch ihr Verlagsportfolio kräftig auf. Hombach wird endlich Mit-Inhaber eines Magazins, dass das Essener Printhaus aus der Regional- in die Bundesliga katapultiert. Und auch Springer-Chef Mathias Döpfner steigert hierdurch deutlich das Renommee seines Hauses.
Der verlegerische Ehrgeiz der beiden Medienmanager könnte deshalb für "Spiegel", "Stern" und "Focus" Chancen und Risiken bergen. Entweder die Magazine schaffen es, ihre jeweiligen Probleme schnell in den Griff zu bekommen oder der Aust-Neuling gräbt ihnen massiv Auflage ab. Dies würde ihre gegenwärtigen Schwierigkeiten - beispielsweise auf der Suche nach einem neuen auflagensteigernden Profil wie im Fall „Focus“ - weiter verschärfen.
Denn Aust wird es ihnen nicht leicht machen. Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur gilt in der deutschen Politik- und Wirtschaftsszene als geschickter Netzwerker und Türöffner. Seine direkten Drähte in die wichtigsten Machtzentren der Republik verschaffen ihm das richtige Gespür für Themen, die im Magazingeschäft unabdingbar ist. Zudem hat er in der Medienlandschaft weiterhin einen Namen wie Donnerhall. Es wird keine Probleme haben, Mitarbeiter für seinen Newcomer aus der journalistischen Elite Deutschlands zu gewinnen, beziehungsweise abzuwerben. Bereits für seine Entwicklungsredaktion an der Elbe hatte er problemlos einige Koryphäen von seinem alten Arbeitgeber abgeworben.
Was besonders für den "Spiegel" gefährlich werden dürfte, ist möglicherweise der künftige Erscheinungstag des Magazins. Denn der Printtitel soll angeblich bereits am Sonntag zu den Lesern kommen. Während der Spiegel seinen Anlauf für eine Sonntagszustellung aus Kostengründen wieder aufgegeben hat, drängt nun Aust mit seiner Entwicklung auf diesen bis dato für Magazine unbesetzten Markt. Den richtigen Partner hätte er sich hierfür mit Axel Springer gesichert. Das Berliner Zeitungshaus hat sich seit Jahren mit „Welt am Sonntag“ und „Bild am Sonntag“ - fast alleine - dieses Segment gesichert.
Austs Coup könnte deshalb klappen. Fernab von der Hektik des Arbeitsalltags finden hier möglicherweise Leser noch die Zeit, nachrichtenstarke und gut geschriebene Analysen und Reportagen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu lesen und Auflage zu machen. Sein Comeback wäre ihm gelungen.
Schlagworte: Spiegel Nachrichtenmagazin Stefan Aust WAZ Focus Springer
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