veröffentlicht am 06.05.2010 17:33 Uhr in
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Von: Thomas Nötting
Keine Abenteuerlust
Stefan Aust macht seinem früheren Arbeitgeber „Spiegel“ nun doch keine Konkurrenz. Sein neues Nachrichtenmagazin „Woche“ erscheint nicht. Initiator WAZ-Mediengruppe und Axel Springer Verlag stiegen aus dem Projekt aus.
Ambitionierter hätten die Pläne kaum sein können: In wirtschaftlich schweren Zeiten haben Aust und seine Partner einen Angriff in der Königsdisziplin am Kiosk vorbereitet. Der neue Titel hätte Platzhirsch „Spiegel“, „Focus“ und „Stern“ in kürzester Zeit Leser und Werbekunden abspenstig machen müssen. Schon jetzt liefern sich die aktuellen Schlachtschiffe einen Verdrängungs-Showdown. Im Krisenjahr haben sowohl „Spiegel“ wie „Stern“ und vor allem der „Focus“ teilweise dramatische Anzeigeneinbußen hinnehmen müssen. Austs „Woche“ hätte sich als vierter Kombattant in eine verlustreiche Schlacht geworfen.
Ein Abenteuer, das den Finanziers WAZ und Springer am Ende doch zu gewagt schien. Ein Start des Hefts wäre die mutigste verlegerische Tat seit der Einführung des „Focus“ vor 17 Jahren gewesen. In der verzagten und krisengebeutelten Verlagsszene waren die Pläne ein Signal eines neuen Optimismus. Der Hype, der in den letzten Wochen um das noch gar nicht gelegte Ei aus Hamburg ausgebrochen war, erklärt sich zum großen Teil auch daraus. Nun ist das Aus des Aust’schen Gegen-Spiegels ein Stimmungsdämpfer. An das ganz große Ding, so die Botschaft, trauen sich die Verlage nun doch nicht.
Die Verlagshäuser backen stattdessen kleinere Brötchen. Aber immerhin produzieren sie wieder neue Ware: Projekte wie Bauers Eso-Wellness-Blatt „Happinez“ oder Burdas „Freundin Donna“ und selbst Klambts „Grazia“ spielen jedoch in einer anderen Liga, als die gescheiterte „Woche“. Auch sie sind mutige Neuerungen, aber stehen letztlich für eine Rückkehr zum Business als Usual vor der Krise: das Aufstöbern neuer Nischen, die Erweiterung von viel versprechenden Segmenten oder das Ausgründen von Ablegern.
Die Zeiten der große verlegerischen Visionen sind vorbei. Der ehemalige Condé-Nast-Chef Bernd Runge wird wohl tatsächlich als derjenige in die Annalen eingehen, der das „letzte Abenteuer“ gewagt hat.
Schlagworte: WAZ-Mediengrupe Woche Stefan Aust Springer
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