veröffentlicht am 28.04.2010 15:51 Uhr in
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Von: Klaus Wieking
Unter die Räuber gefallen
In diesen Tagen entscheidet sich das Schicksal zweier einstmals großer, jetzt insolventer Händlermarken, Woolworth und Karstadt. Der Investor Cerberus will offenbar die Marke Woolworth beseitigen und die Standorte an den hochexpansiven Billigfilialisten KiK weiterreichen, obwohl der Insolvenzverwalter für dieses Jahr eine Rückkehr in die Gewinnzone angekündigt hat. Bei Karstadt sieht es ähnlich düster aus, der kaufinteressierte Finanzinvestor Triton hat schon mal „hohe Mieten“ und eine „inflexible Vergütungstruktur“ bei dem Warenhaus als Probleme ausgemacht.
Übersetzt heißt das Kauderwelsch nichts anderes, als dass die Beschäftigten noch mehr für noch weniger Geld arbeiten sollen. Laut dem Betriebsrat haben die Beschäftigten in den vergangenen sechs Jahren durch Verzicht auf Gehalt, Weihnachtsgeld etc. einen „Sanierungsbeitrag“ von rund einer Milliarde Euro geleistet. Wie es markentechnisch bei Karstadt weitergehen soll, wissen die Triton-Strategen auch schon. Die Warenhäuser müssten „noch attraktiver, flexibler und begehrenswerter“ werden – ach nee.
Man kann lange darüber philosophieren, ob sich Verkaufsformate wie der Billigheimer Woolworth und das Universalkaufhaus Karstadt einfach überlebt haben. Der Anteil der Warenhäuser am Gesamtumsatz des Einzelhandels geht seit Jahrzehnten zurück, die schlankeren und flexibleren Fachmärkte haben die Konsumschlachtschiffe rechts und links überholt. Andererseits verdient die Metro AG mit Kaufhof Galeria immerhin Geld, auch wenn die Margen alles andere als glänzend sein sollen. Und das einst als Cheap & Awful verhöhnte Modekaufhaus C&A zeigte vor Jahren, wie man sich am eigenen Zopfe aus der Krise zieht. Das Familienunternehmen brachte seine Logistik auf Vordermann, ordnete seine Beziehungen zu den Lieferanten neu, mistete sein Sortiment aus, entwickelte neue Ladentypen und richtete sein Marketing auf eine langfristige Strategie aus – Kärrnerarbeit, die Visionäre wie Big T alias Thomas Middelhoff sicher schnell langweilt.
Bei Karstadt und Woolworth rotierten allenfalls das Management und mit ihm die Unternehmensstrategien. Am Ende vielen beide unter die Räuber. Jetzt werden die Folgen dieses Missmanagements sozialisiert, Auffanggesellschaften gegründet, Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit oder den Vorruhestand entlassen. Schade. Es hätte anders laufen können.
Schlagworte: Karstadt Woolworth Finanzinvestor Insolvenz
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