logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Fabian Eder: Aufstand

Roman

Wien: Braumüller Literaturverlag 2013
286 S., geb.
19,90 €
ISBN: 978-3-99200-100-2

Autor
Leseprobe

Wenn New York Big Apple sei, so habe Wien den "Apfelstrudel", schreibt Autor und Regisseur Fabian Eder in seinem kürzlich erschienen Roman Aufstand. Dabei meint er das alternative Viertel der Hauptstadt, das zwischen dem 4., 5. und 6. Gemeindebezirk liegt. Mit Studenten, Künstlern und Krawattenträgern, die in die dortigen vielen Kaffeehäusern gehen und Apfelstrudel essen.

Treff- und Angelpunkt des Apfelstrudels ist die Buchhandlung der Protagonistin Margarete Messner, genannt Maxi. Der Text spielt vorwiegend während der Weltmeisterschaft 2010. Und Messner folgt jedes Spiel in ihrer Buchhandlung. Doch noch vor den Achtelfinal-Begegnungen macht sie sich Sorgen um den "Propheten" Hans Braunbrenner. Der pensionierte Tram-Fahrer und geistige Nachfahre des Esoterikers und Weltverbesserers WaLuLiSo (WasserLuftLichtSonne) ist seit Tagen nicht mehr erschienen. Eigenartig, da es nicht seine Art ist.

Was nach Eso-Hippie-Story klingt entpuppt sich bald als ein Polit-Thriller, der es in sich hat. Denn Messner findet heraus, dass Braunbrenner vom Wasser- und Stromkonzern N.E.W. (Neue Energie Wien) entführt worden ist. Ist Braunbrenner in der Zentrale Gefangen? Kurzerhand zettelt die Buchhändlerin einen Aufstand an, dem sich Tausende spontan anschließen. Allerdings knüppelt die Polizei ihn nieder.

Nun reagieren die Medien: Kurz bevor Messner ein Live-Interview in ZiB geben soll, erklärt der diabolische Leiter der PR-Abteilung von N.E.W. der Presse, dass der Konzern Braunbrenner nicht entführt habe. Just in diesem Moment, erscheint der angeschlagene Prophet in der Buchhandlung und erklärt, er sei bei Verwandten in Deutschland gewesen. Daraufhin kommt es zu Tumulten in der Buchhandlung. Messner glaubt nicht, was Braunbrenner sagt. Bald darauf stirbt dieser.

Noch vor seinem Tod gibt Braunbrenner Messner den Tipp, genau zu sein. Das tut sie, als sie seine kleine Wohnung durchsucht und fündig wird: ein Dokument, das sich nicht zerstören lässt. Und noch etwas Mysteriöses passiert: Ein Typ namens Phi meldet sich bei ihr per Mail und möchte wissen, ob sie das wichtige Dokument gefunden habe. Was hat es mit dem Schriftstück auf sich?

Fabian Eder präsentiert mit seinem Apfelstrudel-Roman eine schonungslose Gesellschaftsanalyse Österreichs. Wie unliebsame Querdenker im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr gezogen werden. Unbequeme Wahrheiten: Nein, Danke! Wobei er sich lustvoll auf das Stilmittel der Übertreibung einlässt, um Konturen, Positionen deutlich zu zeichnen. Bürgerengagement gegen Privatkonzern, Altruismus versus egozentrische Machtgeilheit, Überwachungsstaat versus Naivität. Außerdem thematisiert Eder kurzgedachte Privatisierung von Gemeingütern, wie Wasser und Strom. Und zeigt mit ihr die Macht, die diese Konzerne gegenüber Politikern haben.

Allerdings verweist der 50-jährige Autor auch auf eine Mitschuld der Altachtundsechziger, die ihre Ideale spätestens Anfang der 1980er-Jahre verraten haben und neoliberal, gleichgültiger wurden. Es ist somit nicht nur ein Rundumschlag gegen die "Oberen", sondern erklärt, wie es zu den gesellschaftlichen Verhältnissen, wie sie heute liegen, gekommen ist; auch im Hinblick auf die letzten Nationalratswahlen. Das macht dieses Buch zu einer erstaunlich nachdenklichen Lektüre.

Trotz der gut erzählten, spannenden Dramaturgie - hier zeigt sich der bewährte Drehbuchschreiber - irritiert das Spiel mit verschiedenen Genres: vom Thriller über Liebes- und Kolportageroman bis hin zu Märchen. Leider wirkt diese Verspieltheit überbordend und erzwungen.

Dennoch: Fabian Eder hat mit Aufstand einen wichtigen, wachrüttelnden Text mit überzeichneten Figuren geschrieben. Brennende Themen, wie Privatisierung von Wasserversorgung und Abhörskandalen, greift er treffend und folgerichtig auf. Ein unterhaltsamer, energischer "Empört euch"-Roman!

Angelo Algieri
Oktober 2013

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.


























































Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...