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Leseprobe: Christoph Flarer - Am achten Tag

Ruben war einer der sieben Aufsichtsratsmitglieder, die das Unternehmen leiteten. Drei davon waren vom Staat gewählt und drei weitere von privaten Investoren und Interessensgesellschaften bestimmt worden. Er, der das Gremium als Siebter komplettierte, wurde als unabhängiger Berater hinzugezogen. Der Staat und die privaten Gruppierungen ließen ihnen bei der Zielformulierung und Führung der Firma weitgehend freie Hand, eine Tatsache, die nicht selbstverständlich war und Ruben sehr zu schätzen wusste. Von Zeit zu Zeit präsentierte der Konzern den Geldgebern die laufenden Ergebnisse und die Zukunftsprognosen. Bisher war man mit ihnen immer zufrieden gewesen und die Geldhähne blieben offen.
Ruben lebte fast ausschließlich auf dem Firmengelände, welches auch einige Freizeiteinrichtungen beherbergte. Dadurch wollte man den Mitarbeitern das Gefühl geben, freie Zeit in hohem Maße zur Verfügung zu haben. Er wusste, dass dem nicht so war, und überlegte sich, ob er das Leben außerhalb des Geländes vermisste. Er hatte keine Ahnung, es lag einfach schon zu lange zurück. Ruben erhob sich von seinem Schreibtisch. Es war an der Zeit, mit der Überwachung zu beginnen.

Eine kleine Menschentraube versammelte sich auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes. Ein Team überwachte die Elektronik und beobachtete die Kameraaufzeichnungen. Ein anderes sollte Rundgänge um die Versuchstrakte durchführen und Zweierteams positionierten sich in jedem Labor. Ruben wartete mit einem Mann des Sicherheitsdienstes in einem dieser Laboratorien. Sie standen in einer Ecke neben dem Eingang, er hatte ein Funkgerät in der Hand, beobachtete die letzten Wissenschaftler bei ihrer Arbeit und kam sich ziemlich lächerlich vor.
Um 21.45 Uhr verließ der letzte Forscher das Labor, die Beleuchtung ging aus. Nur sechs Minuten blieben die beiden in völliger Dunkelheit, dann ging das Licht erneut an und die Versuchsobjekte in den Glaskästen erwachten wieder zum Leben.
Obwohl Ruben die Szenerie nun zum zweiten Mal sah, wirkte sie diesmal noch gespenstischer. Er suchte den Schaltkasten und legte den Hebel für die Raumbeleuchtung um. Das Licht erlosch augenblicklich und auch die Geräte, Maschinen, lebensähnlichen Objekte - er hatte nach so vielen Jahren in der Firma immer noch keinen wirklich passenden Namen für diese Dinge - stellten ihre Aktivitäten ein. Obwohl die Stromzufuhr für die Versuchräume noch aufrechterhalten wurde, fand keine Bewegung in den Kuben statt.
Sechs Minuten später legte sich vor Rubens Augen der Hebel für das Licht, wie von Zauberhand betätigt, um, und in den Labors begannen die Aktivitäten erneut.
Er wiederholte den Vorgang ein paar Mal. Immer wieder legte sich der Hebel eigenhändig um und die Laborinhalte erwachten zum Leben. Dann ließ Ruben das Licht an und schaltete den Stromkreislauf für die Versuchsräume ab, worauf erwartungsgemäß alles erstarrte. Nach exakt sechs Minuten legte sich auch dieser Hebel wie von Geistern betätigt um, und die Teile hinter den Panzergläsern schwirrten, taumelten, blinkten und sausten erneut herum. Ruben überkam ein Schauer.

Die Teams trafen zur Nachbesprechung im kleinen Konferenzraum zusammen. Die, die in den Laboren gewesen waren, berichteten alle dasselbe, die Kontrollgänger ebenso: Es gab keine Hinweise auf Eindringlinge von außen. Die Elektrotechniker konnten keine Manipulation durch Dritte feststellen.
Es war an der Zeit, die Wissenschaftler zurate zu ziehen.

S. 39-41






















































































































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