Es war Nichol peinlich, vor Hofers Wohnungstür in der Gentzgasse aufzutauchen, unangekündigt, aber er sah keine andere Möglichkeit. Das Wort Lebensangst wies er weit von sich; und doch: war er Nikola Sahli, diesem Phantasten, verwandter, als er sich selbst eingestand? Daß Derya Savran verschwunden war, bot Nichol einen glaubwürdigen Vorwand, Marcel Hofer aufzusuchen. Er mußte herausfinden - ja es schien ihm unumgänglich, er mußte herausfinden, was seinen Studenten dazu bewog, ihn auf eine tragische Person hinzuweisen, um hierauf ein kindisches Versteckspiel, wie sich Marina ausdrücken würde, mit dessen Computersimulation zu inszenieren. Er konnte freilich Hofer nicht darauf ansprechen, damit würde er sich blamieren. Stadlers Anwürfe interessierten ihn nicht. Oder stand er nur an der Wohnungstür seines Studenten, weil ihn - so aus der Bahn seines privaten Lebens geworfen - der Gedanke durchaus reizte, aus der Sicht junger Technikversessener ein genialer Wissenschafter, ein Prometheus zu sein? (S. 133f.)
© 2000, Haymon, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.