Fremder:
Das soll die Welt der Mongolen sein?
Taxifahrer:
Ist von den Dingen beeindruckt.
Hier, ein ehrwürdiger Totenschrein ...
Mächtig klopft er ans Himmelstor ...
Fremder:
Mir kommt der eher ägyptisch vor ...
Taxifahrer:
Hier soll also das Gefecht stattfinden
zwischen den Himmlischen Heerscharen und dem Erfinder der Sünden.
Fremder:
Er meint: zwischen mir und den himmlischen Flegeln.
Taxifahrer:
Ein grausames Spiel und ganz ohne Regeln.
Fremder:
Eine dreckige, metaphysische Schau
mit Heil und Verdammnis und viel Radau.
Der Fremde brüllt teuflisch. Der Taxifahrer stülpt sich die
Kapuze über, greift sich von irgendwoher die Sense.
Taxifahrer:
Wozu der Tod sein Antlitz verhüllt.
Fremder:
Der Höllische hat schon immer gebrüllt.
Taxifahrer:
Die Himmlischen waren bisweilen stiller.
Fremder:
Heut sind sie fundamentalistische Killer.
Taxifahrer:
Denn seit der Schiedsrichter Mittagsschlaf hält ...
Fremder:
Er meint damit den Schöpfer der Welt.
Taxifahrer:
... streiten das Gute und das Böse
ohne Hoffnung auf Synthese.
Fremder:
Wer gewinnt, ist einerlei
bei der großen Schlachterei.
Taxifahrer:
Wehe denen, die dazwischengeraten!
Fremder:
... denen wird freilich der Arsch gebraten!
Taxifahrer:
Denn es treiben die Mächte von Himmel und Hölle
ihr sportliches Spiel auf irdischer Stelle.
Fremder:
Ja, es treffen sich, wie ausgemacht,
Gut und Böse zur Prinzipienschlacht.
Sozusagen auf menschlichem Rasen.
Und die Menschen dazwischen fallen wie Hasen.
Taxifahrer:
Und ich werd wie immer den Abtransport organisieren.
(S. 63ff.)
(c) 1997 Deuticke, Wien, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.