"Noch steht er brav an meinem Fuß, der alte Pappkoffer, und noch weiß keiner hier von baccalà und babà , bresáola und bottárga, und dem Plan und den Zutaten zu der vécia col pist. Zudem zwei Hemden und vier Socken. Der Anzug am Leib, der Pullover in Reserve. In Sachen Bekleidung bin ich nie sonderlich wählerisch gewesen. Beim Schuhwerk schon eher. Ich ging viel, also sollte es sich gut gehen.
Was das Essen betrifft, habe ich es erst gelernt, nachdem der große Hunger sich in den täglichen kleinen verwandelt hatte. Und habe mit, wann immer es mich an einen neuen Ort verschlug, die Halbinsel quer wie längs, in diesem sprunghaften Hin und Her die Jahre über ohne große Ziele bis auf das, über die Runden zu kommen und bei Gelegenheit einen Schritt weiter, so habe ich mir das eine und das andere versammelt, den Koffer immer wieder neu aufgefüllt und aufs Neue leergegessen, und den Geruch und den Geschmack und das Gericht mit mir herumgetragen. Baccalà und babà , bresaola und bottarga. Arbatax, Genova, Napoli, Chiavenna. Und benachbartes Umland. Der eine und andere Weg über das Meer.
Ich war mir nie ganz sicher gewesen, ob ich Maierlengo wirklich wiederfinden würde. Vierzig Jahre sind viel Zeit. Und eine Menge Orte. Lange, zugegeben, war mir gar nicht nach Maierlengo zumute. Bis ich eines Morgens, der eine Fuß hatte das Bett schon verlassen, der andere war noch in die Decke verwickelt, den Koffer in der Ecke sah und dabei einen gewissen Hunger verspürte. Den speziellen. Den nach frisch gefangenem Aal.
Sag ich's doch, sagte ich, pack deinen Koffer und pack die guten Dinge ein und zieh los und mach dich auf nach Maierlengo und sieh nach, was mit Maierlengo los ist und den Leuten da und der Osteria und dem Fluß und dem Delta."
© 2007 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien.