Was war das? Vom Gang her sind Schritte zu hören. Mein Herz klopft bis zum Hals. Die Schritte kommen näher. Himmel, was soll ich tun? Panik überfällt mich. Aus dem Zimmer laufen? Blödsinn. Die Schritte sind jetzt schon ganz nah zu hören. Ich drücke die Tür des Aktenschranks zu, schnappe den Ordner und krieche unter den Schreibtisch. Gerade noch rechtzeitig.
Mit einem Ruck wird die Tür aufgerissen. Das helle Licht blendet mich. Ich erkenne die Uniformhosen und die schwarzen Schuhe des Nachtportiers. Auf den habe ich total vergessen. Schwungvoll geht er zum Fenster und kontrolliert, ob es ordentlich geschlossen ist. Ich halte den Atem an. Der Portier wendet sich zum Schreibtisch. Er steht jetzt direkt vor mir. Meine Finger sind nur wenige Zentimeter von seinen Schuhspitzen entfernt. Papier raschelt. Was sucht er da? "Aha", höre ich. Dann dreht er sich um und setzt seine Runde fort.
(S. 30 f)
© 2001, Milena Verlag, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.