(S. 135)
Graz von außen, parlando
wann war das wann war das, den Schloßberg hinauf, Fredy Kolleritsch, Ernst Jandl und ich, mit langen Schritten mit feinem Atem, bei 1 Zwischenhalt aufs Geländer gelehnt, Fredy Kolleritsch und ich, während Ernst Jandl fotografiert, wann war das wann war das, im Krebsenskeller mit Wolfi Bauer, Klaus Hoffer, Fredy Kolleritsch, alle Freunde!, wann war das wann war das, einen ganzen Monat Grazer Stipendium, und ich wußte nicht, was ich den ganzen Tag tun sollte, keine Zeile geschrieben, Besuch von Ernst Jandl, Martha Jungwirth, Alfred Schmeller, wäre gerne mit Otto Breicha herumspaziert auf und nieder über das holprige Pflaster, wann war das wann war das, und nach der Lesung ins Erzherzog Johann, Bodo Hell mir gegenüber und die Treppe in den Nordstern hinauf, Peter Pessl erwartet mich, wir sind scheu und gehemmt, wann war das wann war das, mein Spiegelbild in den großen Schaufenstern der Innenstadt, und vom Bahnhof kommend ins Hotel gefahren, diese Öffnung der Stadt, Offenbarung einer Stadt, wie ich sie liebte, wie ich sie liebe, wie der Fluß schäumte, die Sonne wärmte, und immer wieder, wenn wir ankamen, die Luft tief atmeten: die Luft von Graz. Es ist wie im Süden, das sagten wir zueinander, sobald wir diese Stadt betraten, es ist wie im Süden, Graz diese südliche Stadt, diese sanfte liebkosende Stadt, zum Heulen, sage ich, wann war das wann war das, und die Tintennotiz, während des Flanierens, die Tintennotiz, und ich sagte zu mir: diese Grazstadt hat mirs angetan, diese Grazstadt hat mirs angetan, das sagte ich mir, sobald ich da war, ihre Föhnwinde, puren Farben und Formen, Resedenschrift, und hinter Milchglasscheiben das dunkle Blattgeflüster, wann war das wann war das . sehen Sie es ist wie lauter Schnee: das Jasminbäumchen im Hof, usw.
© 2007 Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main