Signor Ignazio krümmt die Zehen in den Filzpantoffeln, die Kälte aber ist schon höher gekrochen. Er wagt nicht, sich zu rühren.
Jetzt ist es still da drinnen, wie komm' ich bloß weg von hier, da ist erneut die Frauenstimme zu hören, sie kichert - "Du Krischpindl", kichert sie - "Nana, Krischpindl, siehst du meine Muskeln, spürst du, was ich mit ihnen machen kann", sie sind beschwipst -, "Mach keinen Bahöll" - kichert die Frau, und der Mann sagt, das klingeein wenig nach Hölle, was das denn heiße, Bahöll -, mach keinen Ärger, Junge - Krischpindl, die Wörter schießen in Signor Ignazio hinein wie Krakau, Lemberg -, als gäbe es für bestimmte Wörter keinen Schutzschild mehr, der doch so lange Zeit gehalten hat -
Woher dieses seltsame Wort komme, fragt der Mann nun, die Frau antwortet nicht, zuckt vielleicht mit den Achseln, oder sie küssen sich, sie setzt nach einer Pause hinzu, es sei wohl eins dieser Wörter, die mit den alten Leuten aussterben würden, der Mann lacht ein etwas zu lautes Lachen, erwidert, die Wörter würden manchmal auch mit den jungen Leuten aussterben, es komme nur auf die Umstände an.
Schon wieder.
Signor Ignazio zieht den Kopf zwischen die Schultern, als der Regen aufs Dach zu trommeln beginnt - so laut, als seien alle Illegalen der Stadt verrückt geworden.
Aber die Geräuschkulisse ist seine Chance, und so kann er aus diesem verdammten Höllenkreis treten, in dem seine Stirn tropft und die Füße Eisklumpen sind. Vorsichtig wagt er einen Schritt zurück.
Noch einen, er stützt sich ab an der Wand, tapst den langen Flur entlang. Quietschend geht die Tür auf.
Der Lift ist ein rasender Lichtschacht nach unten.
© 2005, Wagenbach Verlag, Berlin.