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Leseprobe: Christian Mähr - "Die letzte Insel"

Nun beginnt der schwierigste Teil meines Berichtes. Zuviel passierte gleichzeitig, und es passierte auch zuviel, von dem ich erst im Nachhinein erfuhr. Dies plausibel darzustellen, erfordert ein gefinkeltes Spiel von Schauplatzwechseln und ineinander verschränkten Erzählzeiten, damit der Leser mitbekommt, was erstens, zweitens, drittens kam; und genau dies kann ich nicht und konnte ich nie und werde ich nie können. Meine eigenen Plots habe ich natürlich immer so angelegt, daß höchstens eine Sache gleichzeitig passierte.
Während ich also auf dem Weg am Fuß des Abhangs heimwärts strebte und über das Problem nachdenken wollte, wie man Harald Eder, Jeanette Prskawetz und Angelika Venator dazu bringen konnte, in Pacos vermaledeites Boot zu steigen, wurde ich durch Lärm vom Hafen gestört. Den Lärm verursachten zwei Hubschrauber, die offenbar auf einem Riesenpott stationiert waren, der das Hafenbecken fast ausfüllte. Ein Kriegsschiff, aber ihne Tarnung, riesig, grau und in Festbeleuchtung. Auch die Hubschrauber hatten Scheinwerfer an und verzogen sich bald nach Nordwesten. Der Kai lag auf der anderen Seite des Hafens, ich beschleunigte den Schritt, blieb, so gut es ging, im Schatten der Felsen und erreichte bald die ersten Häuser. Von dort schlich ich mich in eine günstige Position, um die Kaiseite zu beobachten. Ich hatte rege Ladetätigkeit erwartet, das Ausfahren von Krankenwagen, geländegängigen Feldlazaretts und was weiß ich noch alles, aber da war gar nichts. Kein Zweifel, die Rächer der Enterbten und geschworenen Feinde allen irdischen Übels waren eingetroffen, aber mit der Bekämpfung ließen sie sich eher Zeit. Ihre bisherige Tätigkeit schien mit der Errichtung eines imposanten Drahtverhaus ausreichend beschrieben zu sein. Die Hubschrauber hatten sie auch noch ausgeschickt. Ich zog mich zurück und begann auf der Strandpiste zu rennen. Die Bekämpfer aller Viren und Bakterien waren wohl gerade erst angekommen. Ich pries ihre Vorsicht, erst die Lage zu erkunden. Das kam mir gelegen. Viel Zeit blieb mir allerdings nicht. Bald würden sie in dreischichtigen Schutzanzügen ausschwärmen, Leichen aufsammeln und Kranke isolieren. Und jeden erschießen, der ihnen näher als fünf Meter kam.

© 2001, DuMont, Köln.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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