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Leseprobe: Maurer Manfred - "Die Touristenfarm"

DIE TOURISTENFARM

I
Wir fahren gemächlich vom Lough Derg, wo gerade die härteste Wallfahrt der Welt stattfindet, nach Pettigoe, als uns ein Jaguar, der auf der schmalen Fahrbahn zwischen den grünen Hügeln heranbraust, in den Straßengraben zwingt. Ich reiße den Verschlag auf, bin mit einem Satz im Freien und werfe die Fäuste in die Luft, doch das Fahrzeug befindet sich schon außer Sichtweite.
"Sausäcke!, schreie ich, "Drecksbande!"
"Miese Herrenfahrermanieren", sagt Gloria, "und das ausgerechnet in der hintersten irischen Provinz!" Plötzlich sieht sie mich entsetzt an.
"Die Klomuschel!" rufe ich aus.
Wir öffnen hektisch den Kofferraum und seufzen dann erleichtert. Die Klomuschel, die wir weiter im Süden übernommen haben, ist unversehrt geblieben. Ich schiebe kräftig an, und unser kleiner Ford hopst aus dem Heidekraut heraus. (S. 7)

WENN ICH CHARLES BUKOWSKI WÄR

Wenn ich Charles Bukowski wär, hätte ich jetzt eine Flasche Scotch neben meiner ausrangierten Schreibmaschine und 400 Sexstories im Kopf, die ich abrufen und an irgendwelche Scheißblätter verklopfen würde. Ich würde mir dann ein großes Stück Rindfleisch, drei Tassen dampfenden Kaffee und weiteren Whisky leisten und mich nicht mehr einsam fühlen. Wohnen würde ich selbstverständlich auf einem Hinterhof in den Slums von L.A. Zum Pudern würde ich pimpern (natürlich in Englisch) sagen und keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen, denn zwischen meinen massiven Beinen hätte ich dann einen großen Prächtigen. Jedem Arschloch, das mir zu nahe käme, würde ich die Visage zu Matsch zerschlagen und ein eiskaltes Lächeln auf die Meinige setzen. Überhaupt wär ich eine große Nummer, wenn ich Charles Bukowski wär. Neben all den affigen Leuten, die sich die Läuse aus dem Pelz kratzen, wär ich der einzige Mensch. Bullen, die nicht einmal Leute sind, würden bei mir nicht zum Zug kommen, und wenn doch, würde ich mich häuslich einrichten im Kittchen und das Beste herausholen beim Würfelspiel. Wenn ich Charles Bukowski wär, hätte ich inzwischen schon eine halbe Flasche Scotch und ein Sixpack geleert. Daß die Zähne in meinem stinkenden Maul verfaulen würden und ich Durchfall hätte, würde mich nicht besonders stören. Ich würde mich lieber mit Ventilatoren von Sears Roebuck aufhalten, und der Totalisator wär mein strahlender oder verlauster Gott. Ich würde mich nämlich, wenn ich Charles Bukowski wär, in meine Karre setzen und zum nächsten Pferderennen brausen. Würde ich gewinnen, würde ich mir eine platinblonde Blondine (natürlich mit Oberweite 115) anlachen, würde ich wegen eines lahmen Gauls um meinen ganzen Monatslohn kommen, würde ich Fuck it sagen, vorausgesetzt, daß ich Charles Bukowski wär. Fuck it. (S. 32f.)

© 2000, Löcker, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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