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Leseprobe: Herbert Maurer - "Pannonias Zunge"

Eine walisische Irrläuferin, der Madame Schröter schließlich "zur reinen Erbauung" Gesangsunterricht erteilte, hatte hierfür die besten Voraussetzungen, wie man sich in den Londoner Oratoriennächten überzeugen konnte. Sie war jung und gänzlich unbehaart; denn gemäß den haydnschen Gesangstheorien "trübt Haarwuchs die Reinheit des Gesanges"4, weshalb er selbst sich immer nur vollständig rasiert und glattgeschoren in die musikalische Arbeit vertiefte und selbiges auch von seinen Musikern verlangte. Außerdem war das Organ dieses Mädchens für eine derart zarte Gestalt von abgründiger Tiefe. Sie öffnete ihren zarten Mund und jeder meinte, in die Schwärze der Nacht hinabzuhören.

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4 "Über den Luftwiderstand in Frauenkehlen oder die Vibration von Männerhaaren mitten im Gesang, ein Sängerinnenkursus des Britenfreundes Joseph Haydn", Wien, Breitkopf & Härtl 1920, textkritisch herausgegeben von Cornelia Wittmann, Gesangstheoretikerin an der Wiener medizinischen Fakultät. In der Passage, die der "Vibration der Außenhaut und der Beunruhigung der Behaarung im Fall von Kälteschauern" gewidmet ist, betont der Komponist, ohne die "Einundsechzig Lieder" direkt zu erwähnen, aber doch ganz offensichtlich in Anspielung auf die besonders empfindliche Interpretationstechnik bei denselben: "Wenn der Herbst nicht allzusehr fortgeschritten ist und schwere Waldnebel - vor allem solche des britischen Festlandes - eine Sängerhaut noch dicht umhüllen, muß jegliche Frauenbehaarung entfernt sein. Nicht die Rasur sondern das Versengen derselben wird empfohlen. Erst im Frost mögen weiche (jedoch möglichst stark gekräuselte) Flaumhaare hingenommen werden, sie bringen aber insonders bei Sopranen eine merkliche Stimmtrübung mit sich, was aber für 'Benedictus-Partien' wiederum von Vorteil sein kann." (S. 72f.)
(S. 9f.)

© 1999, Berlin Verlag, Berlin.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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