Die Weihnachtsauslag'
Das Dorf, das ich liebe, war früher einmal schmuck und voll Leben. Als ich es vor zwanzig Jahren für mich entdeckte, gab es hier gediegene Hotels, florierende Gasthäuser, ein Nachtlokal für gehobene Ansprüche und allerlei Geschäfte: Das schicke Sportgeschäft. Eine Boutique. Einen Laden, der exquisite Gläser und Geschenkartikel anbot. Es gab einen Schuster, der wunderbar nach Maß arbeitete. Die duftendste Bäckerei in den Ostalpen. Einen grundguten, fliegenfeindlichen Metzger. Eine "Handlung seit 1634", die u. a. Bauernbutter, riesige frische Eier, Zeitungen, englischen Tee, feine Marmeladen und Rauchwaren aller Art führte. Und es gab den "Spar", bei dem man nicht nur Lebensmittel, sondern ziemlich alles - vom Einziehgummi über Küchengeschirr, Werkzeug, Besen, Wolle, Strampelanzüge, Strumpfbänder bis zur Blumenerde -, kurz, so ziemlich alles fand, was der Dorfbewohner braucht.
Heute ist mein Dorf zwar noch immer schmucker als manch anderes in der Gegend, aber vom alten Leben ist nicht mehr viel geblieben. (S. 14)
© 1998, Molden, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.