Anfang der Siebziger wurde ein Klavier angeschafft. Kaum hatten es die Speditionsarbeiter im Eßzimmer abgeladen, nahm mein Zwillingsbruder das Instrument in Beschlag und ließ sich nicht mehr von ihm trennen. Wollte ich die Stücke üben, die uns der Vater, der uns unterrichtete, aufgetragen hatte, mußte ich ihn fast mit Gewalt von den Tasten zerren, weshalb ich den regelmäßigen Unterricht bald aufgab.
Es machte mir nichts aus. Zum einen fehlte mir jeglicher Ehrgeiz, zum anderen überließ ich dem Bruder das Feld auch deswegen, weil die Musik für mich eine weitere Gelegenheit bildete, mich von ihm zu unterscheiden. Von nun an, dachte ich, wäre es für jeden bedeutend einfacher, uns auseinanderzuhalten. Man könnte uns in den Klavierspielenden und den Unmusikalischen einteilen. (S. 45f.)
© 2000, C. H. Beck, München.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.