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Leseprobe: Richard Obermayr - "Der gefälschte Himmel"

Zypressen und andere Bäume hatten sich nach den Echos in den Wäldern versammelt. Der Süden stellte sich ein. Er stützte sich auf ein mit Hitze gewürztes Land. Ein Land, das schon gegeben ist, wenn der Duft von Robinien und Akazien gegen unsere Schläfen drückt. Den heißen Sand in den Baien hatte der Schirokko aus Afrika hierhergetragen. Wir kannten ein Leporello der Serie Motive aus dem Alpinum des botanischen Gartens. Ich war in den Alpen und pflückte derlei. Über den festen Rippen solcher Alpenjoche waren die Wolkensäume noch aus Gold. Ich zog Strelitzien, Büsche von Alpenrosen und Kamelienbäume standen im Flor. Sie fügten sich zu einem Wahrzeichen. Den Fels bemalten wir mit Vögeln ... und die Wölfe glänzten. (S. 32f.)

Noch vor dem Ende des Applauses wäre ich gegangen. Mein Auftritt? Er möchte nicht geschehen sein. Das Publikum? Ich ließe es erschöpft beiseite. Ich unterlasse das Haus, vergesse das Meer. Die Nachtarbeit habe ich beendet. Auch der Tag hat kein eigenes Licht mehr vor. Ich hole nur noch einmal an diesem Morgen Atem und entsage jeder Richtung und warte, vereint mit dem Ende, daß ich ungefähr werde, dort und nie. Jahre gehen mit mir mit. Die Vögel, die Steine, die Stimmen folgen mir. Ihre Körper lassen sie frei. Sie geben das Land auf, erdfach und viel. Ich vergesse, woher ich kam, und um das weniger gelebt, komme ich ... dort an. Ein Leben lang wiederhole ich diesen Tag, bis er zur bloßen Legende reift. Bis ich ein anderer bin, der nur noch ahnt, daß an dieser Stelle stand noch vor Jahren ein von einem flachen Bogen übergangenes Kreuz aus dunklem Basalt und ein weißer, steinerner Engel. Ich werde ihm nahe sein, dort, in der unendlich kleinen Krümmung des Flügels, wo die Bogenlinie eines Fluges und die Gerade eines Sturzes zusammenfallen. Ich werde dieser Ort sein, der steingebliebene Engel und die Rede, die allem entsprach. Ein anderer schon sucht die Stimmen meines Vaters und meiner Mutter aus einem Gebet zusammen. Ich bin bereits geschrieben. Trocken bin ich zu Ende. Mit fallenden Zeilen fließt seine Hand über mich zum Ende hin und schließt. (S. 364f.)

(c) 1998, Residenz, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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