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Leseprobe: Manfred Rumpl - "Ihr Mann und der Fremde."

Wenn sie nicht länger warten und die Dinge endlich selbst in die Hand nehmen will, bemerkt sie nach kurzer Zeit, dass sie wiederum in einen Wartezustand verfällt, einen anderen zwar, aber kaum weniger quälend: Wie auf das Warten zu warten, so kommt es ihr dann vor, und sie gerät in eine Unruhe hinein, die sie schon bald wieder ins ursprüngliche Warten flüchten lässt, das weniger Nerven aufreibend ist. In diesem Fall verlangsamt sich alles, die Zeit zieht sich zurück und steht fast still, im anderen Fall jedoch wird sie hektisch, fängt dies und das und noch anderes an und kommt dennoch mit nichts zu einem Ende.
Ihr Mann ist noch in Rotterdam, die Maschine macht Probleme, hat er am Telefon gesagt, und dass sie womöglich eine Woche länger dort bleiben müssen.
Es macht sie krank, dass sie sich krank gemeldet hat, um auf einen gewissen Schwartz zu warten und jederzeit verfügbar zu sein. Normalerweise lässt sie sich in nichts hineinziehen. Sie ist eine Frau, die ihre Erfahrungen gemacht hat, bildet sie sich jedenfalls ein, und trotzdem verhält sie sich wie ein verliebter und verzweifelter Teenager. Manchmal glaubt sie diesen Mann, diesen Fremden, diesen Schwartz, wenn er tatsächlich so heißt, zu kennen, keine Ahnung, wo oder wann das gewesen sein kann, aber da sind Schatten einer Erinnerung in ihr, die hin und wieder aufblitzen und sie in diesen Zustand versetzen, diesen aufregenden Zwang, sich an etwas auszuliefern.

Dieses Haus hat sie, wenn sie allein war, immer schon irgendwie bedrückt. Seit aber Christian und Ida weg sind, ist es um einiges schlimmer geworden. Es ist ein schönes Haus, gewiss, es gibt Bekannte, die beneiden sie um dieses Haus, es sei ein Haus mit Flair, mit einem gewissen Etwas, ihr jedoch setzt, seit sie in diesem schönen Haus leben, von Zeit zu Zeit die Vorstellung zu, hier könnten Dinge geschehen sein, die sie bedrohen, und schon diese Vorstellungen bedrücken sie dann, obwohl sie sich eingestehen muss, dass sie gar nichts weiß über dieses, ihr Haus.
Dann beschließt sie trotz einiger Bedenken, einfach so zu tun, als würde sie ganz sicher noch einen Anruf bekommen. Sie legt eine CD ein und geht langsam ins Bad hinauf, um sich schön zu machen. Sie wird sich dabei so viel Zeit lassen, dass sie darüber all ihre Befürchtungen vergisst.
(S. 74f.)

© 2008 Luftschacht Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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