In mir beginnt es zu rumoren. In meiner Scheide regt sich vorerst nichts, nur eine Ahnung von Aufruhr bereitet sich in ihr vor, die die Taubheit von vorhin unterbricht. Kurze Sekunden körperlich noch nicht spürbarer Ungehaltenheit in meinem Geschlecht gehen der pulsierenden Aufgeregtheit voran. Es genügt wahrzunehmen, wie ihre Lippen sich an meinen verlangsamen, als würden sie sich in einer Denkpause befinden, und ich werde innerlich unruhig. Auch sie wird unerbittlich nach vorn geschoben zur Wollust. Sollte ich keinen Sex gewollt haben, ist es jetzt schon längst zu spät für solche Überlegungen. Ich bin mir selbst zuwider, weil mein Körper, trotz der Verachtung, die ich für sie hege, so schamlos auf ihre Berührungen anspringt. Wie leicht korrumpierbar ich bin und schon alles vergessen, den durchdringenden Geruch ihrer Räucherstäbchen, die Gurubilder an der Wand und die himmlischen Chöre, die in der Wohnung widerhallen, so dass man sein eigenes Wort nicht versteht, ihren heimlichen Griff nach der Flasche, denn das Meditieren wirkt nicht. Armer Wurm, denke ich und weiß nicht, ob ich mich oder sie damit meine, meine Getriebenheit oder ihre.
(S. 27f.)
© 2003, Konkursbuch, Tübingen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.