Ich weiß nicht, welcher Teufel mich reitet. Ihre Skulpturen haben mir immer gefallen, ich habe sie als Ausdruck meiner eigenen Lust verherrlicht, so sehr, daß ich fast glaubte, Kaye allein deshalb lieben zu können. Sie haben mich vom ersten Augenblick an für sie eingenommen, nie wäre ich auf die Idee gekommen, sie kennenlernen zu wollen, hätte ich nicht vorher zumindest eine ihrer Installationen gesehen. Wie oft habe ich darüber sinniert, wie sie mich wohl abbilden würde, könnte ich sie je dafür begeistern. Jetzt steht dieses Werk vor mir, als Gabe ihrer Liebe, und ich kann nichts daran finden. Es läßt mich kalt. Ich würde mich am liebsten umdrehen, und die violetten Lippen, den aufgerissenen Mund, den glatten Po, die in die Luft ragenden Stöckelschuhe so sein lassen, sie einfach vergessen und gehen.
"Aber das ist doch Kunst", sagt sie verzweifelt. "Das bist nicht wirklich du."
"Aber es ist mir ähnlich und ich will nicht, daß die Leute mich so sehen." (S. 118f.)
© 1999, Konkursbuchverlag, Tübingen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.