Schon ist etwas Blut in den Wolkenschlieren. Später künden Windstöße den Sprung der Sonne über den Berg an. Jeder Morgen hier oben hat einen anderen Geruch. Heute süßlich und herb, wie wenn dicke Mandelmilchtropfen aus dem vorgestern gemähten Gras sickerten. Gestern Geruchsgarben aus Wassermelone und ihren zerbissenen Kernen. Einmal hielten sich feingeriebene frische Fischschuppen lange in der Luft. Dann noch ein warmer Hauch aus gedünsteten Gräsern, und alle Gerüche werden vom Licht aufgesaugt und neutralisiert. Man übt die Nase am besten in den Vormittagsstunden außerhalb einer Stadt. (S. 36)
© 1999, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.