Als ich den beiden Beamten auf dem Weg in mein Büro voranging, hörte ich aus dem kleinen Hörsaal noch ein Zitat aus dem Staatsgrundgesetz, Artikel 17: "Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei."
Als wir den Gang zu meinem Büro folgten, ließ sich die Katze hören. "Sagen Sie, hätt das nicht heißen müssen: Wissenschaft und Lehre sind frei? Sie als Phi...", die Katze ließ sich Zeit und der Fuchs vollendete: "...dingsbums müssten das doch wissen."
"Wenn Wissenschaft als alleiniges Subjekt und Lehre nur als Beifügung gebraucht werden, hier ausgedrückt durch 'ihre', reicht die Copula im Singular. Aber deswegen sind Sie sicher nicht gekommen." Inzwischen hatte ich mein Büro aufgesperrt, den beiden Plätze angeboten und mich hinter meinem Schreibtisch verschanzt.
"Worum ging's gleich noch das letzte Mal, ich hab so viel um die Ohren momentan ..."
"Um Mord."
"Ah ja, wie hieß ..."
"Slupetzky, Ihr Nachbar." Katze und Fuchs starrten mich böse an.
"Das war der, den ich getötet habe, weil ich ...", ich machte eine kleine Pause und eine hilflose Miene, "... helfen Sie mir, ich hab's doch glatt vergessen. Passiert mir öfter in letzter Zeit, dass ich Menschen töte und danach keinen plausiblen Grund für meine Tat angeben kann. Macht mir richtig Sorgen." Ich legte meine Stirn in Falten und schüttelte trauernd den Kopf. "Meinen Sie, das ist gefährlich?"
(S. 92-93)
© 2010 Gmeiner Verlag, Meßkirch.