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Leseprobe: Mieze Medusa, Markus Köhle - "Doppelter Textpresso."

Markus Köhle (aus: Thekentalk oder Manifestschrift)

[...]
Schrübe ich, ich fände mir eine Form, die weder Gängigem, Vertrautem, Bewährtem entspräche noch einer Norm.
Schrübe ich, ich fände mir eine Sprache, die sich die Form zur Brust nähme und ihr mehr einhauchte als Pointen, Klischees und Häme.
Die nicht vor Reimen in die Knie geht, wenn's um den Reim als Transportmittel sich dreht.
Die sich den Klang zu Nutze macht und wenn aus Nutze "Nutte" wird, lacht.
Die zwar recht flott aufmarschiert, aber unterschwellig doch auch Substanz mit sich führt.
Die es erlaubt, auch heikle Dinge anzusprechen und mit hartnäckigen Tabus zu brechen.
Die es erlaubt, auch ganz anders zu sein, zu sondieren, zu verwirr- und irren, zu verschrauben und zerklauben, aufspalten und aufhalten, zu umschreiben und umschlingen, auf- und vorzubringen, zu benennen und beflennen, auskotzen und hinrotzen.
Die mit dem Kopf durch die Wand, weil im Kopf der Verstand.
Eine Sprache, die Wände und Grenzen überschreitet, die Händen und Schwänzen entgleitet.
Die schlüpfrig und hart sein darf, auch holprig und zart bei Bedarf.
Die aber immer individuell und aktuell, hell und dunkel, munter und drunter und drüber und überbordend, ausufernd und ausrufend, abseilend und vorauseilend, ab- und einschließend und schließlich treffend und trefflich ich.
(S. 42)


Mieze Medusa (aus: Zettelflipper)

[...]
Sagen wir mal:
Es ist Slam!
In _____________, nur so zum Beispiel (Namen der Slamlocation einfügen)
Sagen wir also
der _____________ und die _______________ (unbedingt Namen der SlammasterInnen in Erfahrung bringen und MERKEN!)
haben ein Publikum handverlesen,
das sich gewaschen hat,
das sich die Ohren gut durchgeputzt hat,
das begierig ist auf Wortfluten,
zuhört
mitdenkt
kichert
Schenkel klopft und lacht
nicht immer an den dafür vorgesehenen Stellen, aber
immerhin
lacht.
Das sich freut,
Das mitfiebert, pfeift, ruft, klatscht,
sicht entspannt zurücklehnt,
und mit uns Slammerinnen mitgeht.
Und plötzlich sind wie durch Zauberhand
fünf Minuten für mich reserviert.
Fünf Minuten Zeit für mich und sogar das Mikrophon
funktioniert.
Die einzige Rückkopplung im Raum liegt als Feedback in
euren Augen,
und IHR hört MIR zu!
Ich hab viel geschrieben, fast gleich viel
wieder weggestrichen und den Rest geändert.
Aber es steht noch was da auf dem Blatt:
Ein Text der WHAM macht und so richtig slamt – hoff ich.

Nur: Wenn alles so easy ist!
Warum sieht man mich jetzt:

Wörter zählen, Sätze ändern,
stottern, stammeln, Scheiße streichen
Make-up wünschen, Styling hassen,
floskeln, flunkern, an mir zweifeln
Deutsch verfluchen, Englisch tryen,
knüllen, lallen, Duden schmeißen
Blick ausweichen, Zettel falten ...

... jeden Augenblick bis auf das Letzte auskosten.

(S. 103f)


© 2009 Milena Verlag, Wien.

 

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