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Paul Divjak: eisenbirne.

Prosa.
Wien: Edition Selene, 1999.
54 S., brosch.; öS 100.-.
ISBN 3 85266-103-X.

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Manchmal ist einem alles Mangel. Beim Körper beginnend. Dieser ist "strunk, ist ihm ohne stamm ein baum". Im Handeln ist auch kein Ausweg zu finden. Das eigene Tun führt unweigerlich zu weiteren Fehlern, zur Einsicht, ein "minderleister", eine "fehlerquelle" (S. 10) zu sein. Und in Liebesbeziehungen drängt sich die "grosse idee der gemeinsamkeit" (S. 8) auf, die erneut Streß bereitet. Dazu all die übermächtigen Ansprüche: "und überall: die anderen und das geld und der erfolg und das geliebtsein und das sterben dann."

Die männliche Figur in Paul Divjaks Erstling "eisenbirne" befindet sich im Umbruch, ist unruhig, gequält von Selbstzweifeln, getrieben vom Wunsch nach Leichtigkeit, festgehalten von der eigenen Schwere. "er" pendelt zwischen zwei Frauen, zwischen einer Trennung und einem Neuanfang. Andere Frauen tauchen auch sporadisch auf. Wahrscheinlich hängt die momentane Sinnkrise der Hauptfigur mit deren Beziehungskrise zusammen. "Er" befindet sich an einer Schnittstelle, an der Soll und Haben gegeneinander aufgerechnet werden.
Der abstrakte Perfektionswunsch des Protagonisten steht im Widerspruch zur real unperfekten Welt. Nichts ist im Leben wie im Film. Deshalb folgt dem schönen Bild die Ernüchterung auf den Fuß: Kaum ist die Liebeserklärung gesprochen, muß "er" an die Pickel auf seinem Rücken denken. Und stets ist die Angst vor dem Tod präsent.

Paul Divjaks Bucherstling spielt sich vor allem im Kopf ab. Eine Figur, die pausenlos reflektiert, in einem "schlaufendenken" (S. 11) gefangen ist. Der 1970 geborene Autor, Medien- und Installationskünstler, Filme- und Musik(Video)macher, stürzt sich zwar ganz auf das Denken seiner Figur, trotzdem kommt ihm im Reflektieren die sinnliche Welt nie abhanden.
"eisenbirne" - und das ist die absolute Stärke dieses Buches - ist keine frei schwebende Theorie- oder Gehirnprosa. Divjak gelingt es nämlich, eine sehr greifbare Figur zu kreieren, mit seiner sinnlichen und verspielten Sprache, die im Kontrast steht zum oft krampfigen Denken seines Protagonisten.

Durch diese Figur geht eine interessante Spaltung: der Kopf denkt permanent, doch der Körper spricht. Vor allem die Sprache der Psychosomatik beherrscht er perfekt. Dies äußert sich in Magendrücken, Verkrampfungen, Durchfall, Ohrenpochen und sonstigen Verstimmungen und Überkeiten. So gehen Denken und Körper zusammen. Oder auseinander.

Karin Cerny
15. Mai 1999

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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