„Dir war immer nur ihre Anerkennung wichtig.“ In seiner Stimme schwingt etwas Vorwurfsvolles, fast schon Grollendes, als würde er endlich aussprechen, was ihm schon zu lange auf der Seele gelegen hat. „Dass ich jedes Mal, wenn du einen Wettkampf gewonnen hast, fast geplatzt bin vor Stolz auf dich, das hat keine Bedeutung gehabt. Für dich hat nur gezählt, was sie dazu gesagt hat.“
[…]
Ich bin allein in der Halle mit dem kuppelförmigen Glasdach, stehe am Beckenrand, spüre die Kühle der Kacheln unter den Fußsohlen, rieche die Schärfe von Chlor, kann es kaum erwarten dem Wasser entgegenzuhechten. Die Oberfläche spiegelt glatt, als wäre sie niemals zuvor berührt worden; durch Aquablau und Kupfergrün tauche ich bis hinunter auf den Grund, wo die Stille weich und dicht ist wie Watte, drehe schwerelos Salti und Schrauben, zwischen meinen Beinen kräuseln sich kleine Wellen, zarte, kühle Wasserküsse. Streifen von Licht brechen durch die Oberfläche, körnig glitzernd wie Goldpartikel; in einem Sog von Luftblasen schnelle ich durch das Leuchten empor, gleite Runde um Runde; kein Gestern gibt es und kein Morgen, nur das Jetzt, das Wasser, die Bewegung.
Jede Sekunde ein Tropfen Glück.
Manche Dinge ändern sich nie.
(S. 292-294)
© 2010 Verlagshaus Hernals, Wien.