logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Helmut Eisendle: Abendsport. Zweimal.

Minutentexte.
Innsbruck: Haymon, 1998.
121 S., geb.; öS 168.-.
ISBN 3-85218-263-8.

Link zur Leseprobe

Fünfundachtzig kurze Texte, gedacht als Lektüre für Phasen des Leerlaufs, wenn man irgendwo wartet, sei es auf den Bus, den Partner oder sonst etwas, um sich die Minuten sinnvoll zu vertreiben. So möchte der Autor sein Buch gehandhabt wissen, als ständigen Begleiter in der Tasche, jederzeit griffbereit, als geistige Anregung inmitten geschäftiger Aufregung. Gewissermaßen für den kleinen Lesehunger zwischendurch.

Kaum ein Text ist daher auch länger als zwei, drei Seiten, kaum ein Gedanke, der wirklich bis zu Ende verfolgt würde. Eisendle grast vielmehr mit großer Lust Bedeutungsfelder ab, gibt fremde Rede wieder (was sagt Lichtenberg zu, was meint Adorno über, was versteht der Volksmund unter), reiht enzyklopädisches Wissen aneinander. Im besten Fall entsteht so ein schillerndes Gedankenkaleidoskop, das anregt, das kurz Angesprochene weiterzudenken, zu vertiefen, oder auch zu verwerfen, denn Eisendle schwingt sich mitunter zu Allerweltsbehauptungen von provokanter Eindimensionalität auf: "Videospiele wirken intelligenzhemmend und fördern die Ignoranz." Der Autor hat sich nämlich vorgenommen "von den Höhen der Gescheitheit in die grünen Täler der Dummheit" (S. 53) vorzudringen. Etwa über "Kunst, österreichische" kann man folgendes lesen: "Österreichs Kulturschaffende sind am eigenen selbstdargestellten Erfolg erblindet. Bis auf wenige Ausnahmen. Waldmüller und Lassnig. Muhr. Eisendle. Nein, nicht ich. (...) Ein paar Junge gibt es. Vielleicht die kleine Klara, wenn sie Krixikraxi macht und Ente sagt." (S. 59f.)

Eisendles Methode ist es, Gedanken, Hypothesen aufzugreifen und in der Folge zu verifizieren oder zu falsifizieren. Dabei gestattet sich der Autor gerne auch Gedankenfehler, zieht falsche Schlüsse. Er flüchtet jedoch nie in die billige Pointe, allerdings leider auch nie in wirklich abseitige, verschrobene Ansichten, die gänzlich neue Sichtweisen eröffneten. Seine Glossen, Aphorismen, Kommentare und kurzen Geschichten sind allesamt pointenlos, vielfach unspektakulär, mehr Skizzen denn Ergebnis, das eine eindeutige Aussage transportieren möchte. Eisendle sind Fragen wichtiger als schnelle Antworten. So umkreist er seine Themen von den verschiedensten Richtungen und Standpunkten.

Kontrapunktisch wiederkehrendes Thema der streng alphabetisch geordneten Kurztexte (von "Abendsport" bis "Zweimal") ist die vielfache Bedeutung der meisten Wörter, in Anlehnung an Paul Valéry, der mehrdeutige Charakter der Sprache. Sprachphilosophische Grundüberlegungen (was bedeutet abstrakt, gibt es das Ding-an-sich? Wie verhalten sich die Sprache, die Sinne zur Welt?), sind dermaßen konstruiert, daß große Denker neben Kinderlogik, Komplexes neben ganz Banalem zu finden ist.
Eisendle begibt sich auf die Suche nach größtmöglicher Einfachheit, wählt dazu jedoch ein sehr verspieltes Stilprinzip. Der Autor mit eigenen Worten: "Wie Kinder über ein einfaches Vokabular die Sprache und die Welt der Worte kennenlernen, fordert der komplizierte Zustand unserer Zeit und meiner Welt ein Vokabularium, ein Alphabet des Sehens und Deutens und Empfindens, des Wahrnehmens von Dingen, einfachen Dingen, die Erfahrung einer Dingwelt, einer künstlichen Welt." (S. 28)

Karin Cerny
12. August 1998

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...