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„Warum hast du nicht aufgemacht?“, rufe ich ihm nach. Manuel antwortet nicht. Ich betrete das Wohnzimmer. Er sitzt vor seinem Computer. Die Maus hat er in seiner rechten Hand. Drückt ihre linke Taste. Sein Handy liegt daneben. Der Mauspfeil fährt über den Bildschirm. Die Sammlungsregale voll neuer Gegenstände. Der Fußboden mit Werbeprospekten bedeckt. Der Fernseher eingeschaltet. Im Shoppingkanal preist eine dralle Blondine mit tiefem Ausschnitt einen Messerblock an. Ich mustere Manuels Rücken. „Was machst du da?“ Er dreht sich zu mir. Legt einen Finger auf seine Lippen. „Ich muss mich konzentrieren.“ Ich will wissen wobei. Trete hinter ihn. Schaue über seine Schulter auf den Bildschirm. Die Seite des Internetauktionshauses ist geöffnet. Ich lese: „Willkommen Manuel“ und „Sie beobachten 296 Artikel“ neben seinem Namen. „Das Sonnenbrillenangebot läuft in einer Minute aus, die Luftmatratze und der Kronleuchter auch und das Fußmassagegerät, der Klapptoaster, die Heckenschere und der Benzinkanister in zwei“, sagt er und klickt auf „Seite aktualisieren“. Auf dem Bildschirm erscheint der Satz „Sie wurden bei folgendem Angebot überboten:“. Daneben sind eine mehrstellige Nummer und das Foto der Luftmatratze in Palmenform zu sehen. „Verdammt!“
(S. 149f)
© 2012 Picus Verlag, Wien.
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LITERATUR FINDET STATT
Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...
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