Kakteen, Sukkulenten erheben sich in allen Formen aus dem Gestein und Sand, stachelige Schlangen, Penisse, runde Formen, prall, als würden sie vor Wasser platzen. Wir müssen lachen über den Einfallsreichtum der Botaniker, die sich bei der Erfindung der Namen wohl kaum von der Kargheit und Anspruchslosigkeit der Pflanzen leiten ließen. In einem eigenen Becken, unauffällig in einem Eck, man erkennt sie kaum, so sehr haben sie sich ihrer steinernen Umgebung angepasst, wundersame Formen, fußnagelgroß, gespalten wie Hufe, grau mit hellen Einsprengseln, oval bis rund, lebende Steine, Mittagsblumengewächs, Lithops. Mit ihren Pfahlwurzeln fahren sie tief ins Erdreich hinein, um an Grundwasser zu kommen, an der Oberfläche sind sie klein und unauffällig, ahmen die Formen und Farben der Steine nach, um sich zwischen ihnen verbergen zu können, ziehen sich zusammen, um sich vor extremer Sonneneinwirkung zu schützen. Sie brauchen das Licht, doch nicht zu viel. Erst dann erblühen sie, einmal im Jahr, aus ihrem Schaft in der Mitte wachsen wundersame Blüten, übersäen die Wüste mit Rosa, Gelb, Weiß. Meint man es zu gut mit ihnen und gibt ihnen zu viel Wasser, gehen sie ein. Sie holen es sich selbst aus der Tiefe, gerade so viel, wie sie brauchen. Du meine Lithops, Dora, meine Lithops nordica, zurück in deinem Süden.
(S. 114 f)
© 2013 Edition Laurin, Innsbruck.