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Der fünfte Band von Virginia Woolfs Tagebüchern

Presseschau vom 15. August 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 15.08.08

 

BERLIN (BLK) – Die „NZZ“ bespricht „Tagebücher 5. 1936-1941“ von Virginia Woolf und lobt die gelungene Übersetzung. Die „FAZ“ rezensiert „Das Vorgebirge“ von Henri Thomas, übersetzt von Paul Celan. Außerdem in der Presseschau: Jorge Edwards, Stephan Wackwitz und Ingo Schulze.

„Berliner Zeitung“

Die „Berliner Zeitung“ bespricht Helmut Roewers Buch „Im Visier der Geheimdienste. Deutschland und Russland im Kalten Krieg“. Ein Buch über die Machenschaften der Geheimdienste in Deutschland und Russland. Es sei lediglich eine Sammlung von schon oft recherchierten und veröffentlichten Geschichten und Ereignissen aus dem Kalten Krieg, moniert der Rezensent Andreas Förster. Vom Titel bis zum Inhalt strotze es an Unoriginalität, schreibt Förster als Fazit.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Die Rezensentin Jenny Friedrich-Freksa stellt in der „FAZ“ Stephan Wackwitz’ Reisebericht „Ostererweiterung“ vor. Darin beschreibt der Autor Orte und Landschaften, die er auf zwölf Reisen durch Mittel- und Osteuropa besucht hat. Auf angenehme, zurückhaltende Weise belehre und unterhalte er zugleich, meint die Rezensentin. Wackwitz’ Buch sei eine faszinierende „Anleitung zum Europäischsein“.

Die „FAZ“ bespricht den Kriminalroman „Faustino“ von Jorge Edwards. Dem Protagonisten Faustino, ein Chilene, der im ostdeutschen Exil lebt, wird ein mephistophelischer Pakt angeboten, doch Faustino entzieht sich diesem. Währenddessen verschärft sich die Situation in Chile immer mehr. Edwards sei ein politischer Skeptiker, bemerkt die Rezensentin. Deswegen sei es erstaunlich, dass er die Pinochet Diktatur mit Lebensfreude und Genuss in Verbindung bringe.

Die „FAZ“ rezensiert den Roman „Das Vorgebirge“ von Henri Thomas. Der bereits 1961 veröffentlichte Roman des französischen Autors liegt nun erstmals in der deutschen Übersetzung von Paul Celan vor. Dieser habe das Werk atmosphärisch und originalgetreu übersetzt, lobt der Rezensent. Das Erzählmuster von Henri Thomas zeichne sich durch stilistisch scharfe Züge aus, sei aber insgesamt zu lose angelegt. Die Absonderlichkeiten erinnerten an Kafka.

Sabine Brandt stellt in der „FAZ“ den autobiografischen Bericht „Rüber machen …“ von Mourad Kusserow vor. Aus dem Blickwinkel eines Heranwachsenden erzählt Kusserow darin vom Leben in der DDR. Er wolle damit die Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht allein ehemaligen SED- und Stasi-Funktionären überlassen, sondern selbst einen Beitrag leisten, meint die Rezensentin. Kusserows Bericht könne für viele Leser als eine Art Geschichtsunterricht dienen.

Die „FAZ“ rezensiert den neuen Roman „Nach Hause schwimmen“ von Rolf Lappert. Der Autor erzählt die Geschichte von Wilbur, der nach vielen tragischen Schicksalsschlägen einen Selbstmordversuch begeht und schließlich damit beginnt, sein Leben zu sortieren. Der Roman zeichne sich vor allem durch seine kraftvollen Bilder aus, lobt die Rezensentin. Einige Schicksalsschläge weniger hätten aber ebenfalls ausgereicht, um die Erzählung voran zu bringen.

„Neue Zürcher Zeitung“

Die „NZZ“ rezensiert den 5. Band der Tagebücher von Virginia Woolf „Tagebücher 5. 1936-1941“. Das Buch gibt einen Einblick in das Leben Woolfs zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Ihr Leben ist geprägt durch unermüdliche literarische Arbeit, Schicksalsschläge und das Verschwinden ihres „schreibenden Ichs“. Es sei ein Erlebnis von nahezu schutzloser Welt- und Empfindungsoffenheit in Literatur, lobt die Rezensentin Renate Wiggers. Zudem liege eine eindringliche und anschauliche Übersetzung von Claudia Wenner vor.

Die „NZZ“ bespricht Ingo Schulzes paradiesisches Gleichnis „Adam und Evelyn“. Wie sieht das Paradies aus? Vor dem Hintergrund des Mauerfalls 1989 in Berlin kreiert Schulze eine Tragikomödie aus Ost und West. Der Autor lasse seine Figuren sprechen und artikuliere in ihren Dialogen das Für und Wider des Mauerfalls. Ein intellektuell gehobener Unterhaltungsroman sei dem Autor gelungen, lobt der Rezensent Paul Jandl.

In der „NZZ“ bespricht der Rezensent Daniel Jütte Robert Muchembleds Geschichtsbuch der abendländischen Sexualität „Die Verwandlung der Lust“. Der Autor widmet sich in dem Band einem halben Jahrtausend Geschichte der körperlichen Gelüste. Muchembled neige dabei jedoch schnell zu Pauschalisierungen und gleiche mit seinem Buch im Genre eher einer „Sittengeschichte“, kritisiert der Rezensent.

Die „NZZ“ rezensiert Anna Seghers’ „Ich erwarte eure Briefe wie den Besuch der besten Freunde. Briefe 1924-1952“. Die Briefe sind während der Zeit von 1924 bis 1952 entstanden und spiegeln das Leben Seghers und ihrer Familie während ihrer Exilreisen wieder. Ein Muss für Anna-Seghers-Freunde sei die Sammlung, meint Sibylle Saxer in der „NZZ“. Die Sammlung gebe sowohl Einblick in Leben und Werkstatt Seghers’, als auch in die Zeitgeschichte, schreibt die Rezensentin weiter.

„Süddeutsche Zeitung“

Der Rezensent Ulrich Baron bespricht in der „SZ“ Karen Russels Erzählungen „Schlafanstalt für Traumgestörte“. Mit illusionslosem Realismus erzähle die Autorin vom Leben ihrer greisen und jugendlichen Figuren an der Küste Floridas, schildert der Rezensent. Mit diesen Erzählungen habe sie die höchsten Erwartungen geweckt.

Der Rezensent Jörg Drews stellt in der „SZ“ den Gedichtband „Der Kuss“ von Günter Herburger vor. Der Lyriker dichte in seinem neuen Buch über den Zustand einer Welt, auf die sich die meisten „wahrhaft keinen Vers mehr“ machen könnten, meint der Rezensent. Mit unpathetischer Selbstverständlichkeit spreche der Autor in seinen Gedichten über die Schlechtigkeit der Welt. Seine unheimlichen Genrebilder seien ernster zu nehmen als „jedes gepflegte lyrische Gesäusel“.

Die „SZ“ bespricht den neuen Erzählband „Vergessenheit. Storys“ von David Foster Wallace – einem Geheimtipp der amerikanischen Literaturszene. Eine Sammlung amüsanter und präziser Beobachtungen einer missratenen Gesellschaft. Sowohl auf komische als auch auf schauerliche Art und Weise wisse der Autor vom alltäglichen Wahnwitz zu erzählen, schreibt der Rezensent Christoph Haas.

Kai Wiegandt bespricht in der „SZ“ Alessandro Bariccos Roman „Diese Geschichte“. In unterschiedlichen Erzählformen lässt Baricco darin mehrere Zeugen das Leben seines Protagonisten, Ultimo Parri, erzählen. Dieser, vernarrt in Automobile, jagt seinem Lebenstraum nach, eigene Pläne zum Bau einer Rennbahn zu verwirklichen. Einige Passagen seien dabei mit Schwung und Witz geschrieben, schildert der Rezensent. Jedoch müsse der Leser auch so manchen „Kitsch-Gipfel“ überwinden.

Die „SZ“ bespricht die Biografie „Der Bahnhof von Finnentrop. Eine Reise ins Carl Schmitt Land“ von Christian Linder. Er zeigt das Porträt eines bedingungslosen Hitlergefolgsmannes, scharfsinnig und unheimlich in einer Person. Auf kluge und behutsame Weise nähere sich der Autor der Person Schmitts an und habe eine geradezu neue geistesgeschichtliche Textgattung geschaffen, lobt Ijoma Mangold.

Thomas Thieringer bespricht in der „SZ“ den neuen Satireband „Drecksbagage“ von Gerhard Polt. In 14 Texten lässt der Autor in bewährter Manier die gemeine (bayerische) Volksseele zu Worte kommen. Bei einem Maß Bier schwadroniere er über Gott und die Welt, schildert der Rezensent.

Jutta Person bespricht in der „SZ“ den Roman „Der Begleiter“ von Norbert Kron. Um Prostitution gehe es in diesem Roman, schildert Person. Zum einen um die metaphorische der Kulturarbeiter, zum anderen um die körperliche, in die sich der Protagonist Alexander „Felix“ Felitsch begibt. Der Roman starte als durchaus smartes Buch, lobt die Rezensentin, schließe jedoch mit einer Kitschorgie à la Pilcher. (mir/rie/zei/dan)

Literaturangaben:
BARICCO, ALESSANDRO: Diese Geschichte. Übersetzt aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Carl Hanser Verlag, München 2008. 311 S., 19,90 €.
EDWARDS, JORGE. Faustino. Roman. Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg. Wagenbach Verlag, Berlin 2008. 188 S., 18,90 €.
HERBURGER, GÜNTER: Der Kuss. Gedichte. A1 Verlag, München 2008. 112 S., 16,49 €.
KRON, NORBERT: Der Begleiter. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 272 S., 11,95 €.
KUSSEROW, MOURAD: Rüber machen … Eine Kindheit und Jugend in der Sowjetischen Besatzungszone/DDR. Verlag Donata Kinzelbach, Mainz 2008. 170 S., 18 €.
LAPPERT, ROLF: Nach Hause schwimmen. Roman. Hanser Verlag, München 2008. 544 S., 21,50 €.
LINDER, CHRISTIAN: Der Bahnhof von Finnentrop. Eine Reise ins Carl Schmitt Land. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2008. 478 S., 34, 90 €.
MUCHEMBLED, ROBERT: Die Verwandlung der Lust. Eine Geschichte der abendländischen Sexualität. Übersetzt aus dem Französischen von Ursula Schäfer. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 383 S., 24,95 €.
POLT, GERHARD: Drecksbagage. Verlag Kein & Aber, Zürich 2008. 120 S., 12,90 €.
RUSSEL, KAREN: Schlafanstalt für Traumgestörte. Aus dem Amerikanischen von Malte Krutzsch. Kein & Aber, Zürich 2008. 302 S., 18,90 €.
ROEWER, HELMUT: Im Visier der Geheimdienste. Deutschland und Russland im Kalten Krieg. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2008. 416 S., 29, 95 €.
SCHULZE, INGO: Adam und Evelyn. Roman. Berlin-Verlag, Berlin 2008. 320 S., 18 €.
SEGHERS, ANNA: Ich erwarte eure Briefe wie den Besuch der besten Freunde. Briefe 1924-1952. Christiane Zehl, Romero und Almut Giesecke (Hrsg.). Aufbau-Verlag, Berlin 2008. 747 S., 36 €.
THOMAS, HENRI: Das Vorgebirge. Roman. Aus dem Französischen von Paul Celan. Aus dem Nachlass herausgegeben, ergänzt und mit einem Nachwort versehen von Barbara Wiedemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 128 S., 12,80 €.
WACKWITZ, STEPHAN: Osterweiterung. Zwölf Reisen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 224 S., 17,90 €.
WALLACE, DAVID FOSTER: Vergessenheit. Storys. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach und Marcus Ingendaay. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2008. 222 S., 18,95 €.
WOOLF, VIRGINIA: Tagebücher 5. 1936-1941. Aus dem Englischen von Claudia Wenner. Klaus Reichert (Hrsg.). S. Fischer Verlag. Frankfurt am Main 2008. 600 S., 39 €.

Andere Stimmen

Rezensionen im Original

Verlage

Presseschau vom 8. August 2008

Internationale Presseschau vom 15. August 2008


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