Martin Mosebach: Das Beben (Roman) |
Martin Mosebach: Das Beben |
Inhaltsangabe:
Bei dem Ich-Erzähler handelt es sich um einen Frankfurter Architekten, der sich darauf spezialisiert hat, vom Verfall bedrohte Schlösser und Klöster in Luxushotels umzubauen. Er verliebt sich in Manon, die verführerische Tochter eines seiner Vorgesetzten, aber als er merkt, dass sie eine Affäre mit einem berühmten Künstler mit Zügen von André Heller und Friedensreich Hundertwasser hat und ihn zum Narren hält, nimmt er einen Auftrag dänischer Investoren in Indien an, um Manon vergessen zu können.
Kein Hirte trieb sie, keine Melkerin forderte von ihr, still zu stehen, niemand war durch sie behindert oder gestört oder versuchte, sie anderswo hinzuschieben. Die Welt, die die Kuh am Flughafen umgab, war geschäftig. Autos rollten heran, Gepäck wurde ausgeladen, die lauernden Turbanträger schlenderten heran und trugen Dienste an; die Kuh aber war für diese Leute unsichtbar, so musste sie selbst es verstehen [...] Heu oder Gras oder die Büsche der niedergetrampelten staubigen kleinen Anlage am Flugplatz wären eine bessere Nahrung für sie gewesen als der Pappkarton, der laut seiner Aufschrift Tintenpatronen für Kopiergeräte enthalten hatte und jetzt mit Demut und Geduld und, während die lang bewimperten Augen bescheiden über ihn hinwegblickten, eingespeichelt, zerkaut, zermahlen und heruntergeschluckt wurde. Die Fetzen, die von ihm übrig blieben, baumelten aus dem weichen grau-rosa Maul heraus, als wolle die Kuh vorn am Kopf ein Pendant zum Kuhschwanz schaffen [...]
Der Architekt gelangt an den verarmten Hof des Königs Maharao von Sanchor, der glaubt, durch den Umbau des heruntergekommenen Palastes in ein mondänes Hotel könne er reiche Touristen anlocken und seine Staatskasse wieder füllen. Für die Demokratie hat der skurrile Monarch wenig übrig; er will auch nicht der "erste Diener des Staates" sein wie Friedrich der Große, sondern er zelebriert seine Herrschaft wie etwas Heiliges. |
Buchbesprechung:In seinem episch breit erzählten Roman "Das Beben" stellt Martin Mosebach die Realität der westlichen Demokratie und ein überkommenes exotisches Königreich sowie die entsprechenden Kulturen gegeneinander. Er beklagt den Niedergang der Traditionen und kritisiert Künstler, die sich mehr fürs Geschäft als für die Ästhetik interessieren. |
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