Frank Wedekind: Der Erdgeist (Tragödie in 4 Akten) |
Frank Wedekind: Der Erdgeist |
Inhaltsangabe:
Dr. Schön, der reiche Chefredakteur einer Berliner Zeitung, holt die zwölfjährige Lulu aus der Gosse, schickt sie in die Schule und macht sie zu seiner Mätresse. Als er vorhat, sich standesgemäß zu verheiraten, trennt er sich von Lulu und verkuppelt sie mit einem vermögenden Freund: Medizinalrat Dr. Goll. Lulu vermählt sich mit dem sehr viel älteren senilen Mann, obwohl sie zu Dr. Schön sagt: "Aber auf Kommando lieben, das kann ich nicht!"
[Dr. Schön:] Lass mich aus dem Spiel! Tu, was du willst. Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich komme, um mir den Skandal vom Hals zu schaffen. Meine Verbindung kostet mich Opfer genug! Ich hatte vorausgesetzt, mit einem gesunden jungen Mann, wie ihn sich eine Frau in deinem Alter nicht besser wünschen kann, würdest du dich endlich zufriedengeben. Wenn du mir verpflichtet bist, dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den Weg! Soll ich denn noch länger warten, bis ich mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskieren, dass mir der ganze Erfolg meiner Konzessionen nach zwei Jahren wieder ins Wasser fällt? Was hilft mir dein Verheiratetsein, wenn man dich zu jeder Stunde des Tages bei mir ein und aus gehen sieht? – Warum zum Teufel ist Dr. Goll nicht auch wenigstens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem warst du in Verwahrung. Dann hätte ich meine Frau längst unter Dach!
Obwohl Schwarz sich an der Nase herumführen lässt, erfährt er schließlich durch Dr. Schön von der Untreue seiner Frau. Entsetzt schneidet Schwarz sich die Kehle durch. [Lulu:] Wenn sich die Menschen um meinetwillen umgebracht haben, so setzt das meinen Wert nicht herab. – Du hast doch gewusst, weswegen ich dich zum Manne nehme. – Du hattest deine besten Freunde mit mir betrogen, du konntest nicht gut auch noch dich selber mit mir betrügen. – Wenn du mir deinen Lebensabend zum Opfer bringst, so hast du meine ganze Jugend dafür gehabt. Du verstehst dich zehnmal besser als ich darauf, was höher im Wert steht. Ich habe nie in der Welt etwas anderes scheinen wollen, als wofür man mich genommen hat, und man hat mich nie in der Welt für etwas anderes genommen, als ich bin. – Du willst mich dazu zwingen, mir eine Kugel ins Herz zu jagen. Ich bin keine sechzehn Jahre mehr; aber um mir eine Kugel ins Herz zu jagen, dafür bin ich doch noch zu jung! Fortsetzung: "Die Büchse der Pandora" |
|
Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2006
Frank Wedekind: Die Büchse der Pandora |